Abschnittsübersicht

  • Die Planung eines Flipped Classrooms benötigt im Vorfeld eine gründliche didaktische Analyse der Lehrveranstaltung. Es sollte berücksichtigt werden, bei welchen Lernphasen und Inhalten man den TN die erforderliche Selbstständigkeit zutraut. Eine wichtige, vorab zu klärende, Frage ist dabei: Können damit die angestrebten Lehr- und Lernziele in den Vorbereitungsphasen erreicht werden? Außerdem sollten räumliche, technische und zeitliche Rahmenbedingungen erfüllt sein. Oft stehen nicht genügend Ressourcen zur Verfügung, um den TN ein umfassendes Angebot an Inhalten für Vorbereitungsphasen bereitstellen zu können. Flipped Classroom kann jedoch auch modular, also mit einzelnen methodischen und inhaltlichen Bausteinen, nach und nach aufgebaut werden. So beginnt man bspw. mit einer „Light“-Variante in einzelnen Einheiten, die man in Folge in zukünftigen Lehrveranstaltungen erweitern und ergänzen kann. Nachfolgend werden unterschiedliche Einsatzszenarien, sowohl für Präsenz- als auch für die Vorbereitungsphasen, exemplarisch beschrieben. Ausführliche methodische Anleitungen liefert Maria-Christina Nimmerfroh in ihrem Artikel Methoden für Flipped Classroom auf wb-web.

    Vorbereitungsphase

    Die Vorbereitungsphase, die die TN in den meisten Fällen zu Hause durchführen, dient der Wissensvermittlung und -aneignung für die Präsenzphase. Anhand einer genauen Aufgabenstellung können die TN mit den, von der LP zur Verfügung gestellten, Unterlagen lernen.

    Eine beliebte Art des selbstständigen Lernens ist für die TN das Ansehen eines Videos. Eine Möglichkeit der eigenen Videoerstellung wäre, neben der aufwendigeren Vorlesungsaufzeichnung, ein sogenannter Screencast. Ein Screencast ist eine Bildschirmaufnahme mit Audiokommentar und entspricht etwa dem gewohnten Unterrichtssetting, bei dem die LP ihre Notizen an der Tafel kommentiert und erläutert. Für Tipps zur Erstellung eines Screencasts lesen Sie bitte den Use Case „Einen Screencast (Bildschirmaufnahme) erstellen“. Die TN notieren sich während des Ansehens zu Hause eigene Fragen oder beantworten eine von der LP erstellte Fragesammlung.

    Oft wird die Vorbereitungsphase eines Flipped Classroom rein mit dem passiven Ansehen von Videos assoziiert. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass die TN die Videos nur beiläufig bzw. oberflächlich ansehen und sich nicht tatsächlich mit den Inhalten auseinandersetzen. Um sinnvoll auf die Präsenzphase vorzubereiten und kognitive Aktivität zu fordern, sollte man einen aufgabenbasierten Medienmix (z.B. Screencasts, weiterführende Literatur/Fremdvideos, Übungsunterlagen) erstellen und die TN anregen, damit vertiefend zu arbeiten. [3]

    Optional kann man die TN anleiten, im Laufe der Lehrveranstaltung ein Portfolio zu erstellen, in dem sie ihren Lernprozess dokumentieren und reflektieren. Da sich die TN in der Selbstlernphase nicht immer exakt an die von der LP zur Verfügung gestellten Unterlagen halten werden und eben auch selbstständig arbeiten, sollte die LP ihnen vermitteln, dass dies in Ordnung ist, solange die TN ihre Lernziele und Kompetenzen erreichen. Jedoch wäre es zur Evaluation und Qualitätssicherung als LP interessant zu erfahren, wo es Schwierigkeiten gab und wie sie überwunden wurden. [4]

    Präsenz- bzw. Unterrichtsphase

    Da sich die TN die Inhalte außerhalb des Lehrsaales aneignen, können Präsenzeinheiten interaktiv und vertiefend genutzt werden. Studierendenzentrierte Aktivitäten lassen Lehrpersonen zu begleitenden Moderator*innen werden.

    Methoden wie z.B. Gruppenarbeiten/-diskussionen, Think-Pair-Share (siehe Artikel zu Methoden für Flipped Classroom) oder Hörsaalspiele ermöglichen ein aktives Beschäftigen mit den Lerninhalten. Ergebnisse aus diesen Methoden können unmittelbar als Peer-Feedback oder direkt von der LP bewertet und diskutiert werden. Wie digitales Feedback optimal funktioniert, beschreiben die Use Cases „Konstruktives Feedback“, „Blitzfeedback“ und „Peer-Feedback“.

    Abhängig von TN-Anzahl und Zeitvolumen können auch aufwendigere Aufgaben, wie z.B. Projekt- oder Gruppenarbeiten an die TN herangetragen werden, für die in den Vorbereitungsphasen nicht genügend Zeit oder Raum zur Verfügung steht und für die individuelle Beratung und Begleitung der LP notwendig ist. [5]