Einsatzmöglichkeiten / Methoden
Abschnittsübersicht
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Zu Beginn sollte sich die Lehrperson (LP) die Frage stellen, WIE mit dem Video gelernt werden soll, also an welche Inhalte es anknüpfen und welche Lehr- und Lernmethoden vor und nach dem Video eingesetzt werden sollen (z.B. kann ein kurzes Video gezeigt werden, das mit einer offenen Fragestellung endet, um eine Diskussion anzuleiten). Dazu gehört ebenfalls die Entscheidung des WANN, denn Lehr- und Lernvideos können den TN zu unterschiedlichsten Zeitpunkten in der Lehre zur Verfügung gestellt werden:
- Einleitend bzw. vorbereitend für eine bevorstehende Lehr- oder Lerneinheit (in Präsenz oder virtuell)
- Ergänzend bzw. eröffnend in der Lehr- oder Lerneinheit selbst (z.B. in Einzel- oder Gruppenarbeiten, Diskussionen im Plenum, etc.)
- Nachbereitend (als Wiederholung oder Vertiefung des Gelernten)
Der Zeitpunkt des Einsatzes gibt also in gewisser Weise die didaktische Zielverfolgung vor. Ebenso wichtig wie der Zeitpunkt ist die Zeitdauer des Videos. Hier ist anzumerken, dass bei Videos in der Lehre generell Qualität vor Quantität gilt. Kürzere – qualitativ hochwertige – Videos (< 5 Minuten) sorgen für höhere Konzentration und bessere Nachvollziehbarkeit bei den TN. Kompakte Erklärvideos unter 5 Minuten (auch Micro-Lectures genannt) beschreiben bzw. erklären meist einen speziellen Inhalt und können vorbereitend, ergänzend und nachbereitend eingesetzt werden.
Längere Videos (E-Lectures) werden eher in der Vor- oder Nachbereitung zur Vermittlung oder Vertiefung von Inhalten verwendet, z.B. im Rahmen eines Flipped-Classroom-Settings, bei dem die TN sich die Inhalte vorab aneignen und dann in einer Präsenzphase (oder in einer synchronen Online-Einheit mittels Videokonferenz) in der Anwendung des Wissens unterstützt werden. Lesen Sie dazu den Use Case „Flipped Classroom als Unterrichtsmethode“. [1]
Im Präsenzunterricht (oder in der synchronen Online-Einheit mittels Videokonferenz) selbst sollten nur kurze Videos gezeigt werden, die ergänzend und/oder unterstützend für die Aktivitäten in der Einheit oder als Abwechslung dienen. Videos, die nach einer absolvierten Lehr- und Lerneinheit eingesetzt werden, sollten dagegen vertiefende, wiederholende oder alternative Inhalte behandeln.
Demnach gibt es also verschiedene Möglichkeiten der Videoerstellung, die sich in erster Linie didaktisch voneinander unterscheiden, aber natürlich auch von zeitlichen, räumlichen und technischen Ressourcen abhängig sind.
In der Vorbereitung und Planung werden die oben angeführten didaktischen Rahmenbedingungen analysiert und Inspirationsquellen gesucht. Anschließend legt man, abhängig von Ressourcenverfügbarkeit, die Art des Videos fest.
Grundsätzlich können zwei verschiedene Varianten der Videodarstellung unterschieden werden:Animierte Inhalte
Das klingt aufwendig, muss es aber nicht sein! Animierte Inhalte weichen vom Realfilm ab und können z.B. schon kurze Screencast-Videos sein. Dabei nimmt man Aktivitäten des eigenen Computerbildschirms (z.B. eine PowerPoint Präsentation) auf und spricht optional einen Kommentar ein. Wie einfach ein Screencast gelingt, erklärt der Use Case „Einen Screencast erstellen“.
Ein Klassiker unter den „animierten“ Lehr- und Lernvideos ist die sogenannte Legetechnik. Dabei wird im Normalfall eine Kamera senkrecht von oben auf eine Fläche (z.B. einen Tisch) gerichtet und es werden gebastelte oder gezeichnete Requisiten nacheinander „hineingelegt“, die zusammen eine Geschichte erzählen oder eine Thematik erklären.
Ebenfalls beliebt sind Erklärvideos im Cartoon- oder Comic-Stil. Mittlerweile gibt es viele passende Tools, die über eine große Palette an Vorlagen für animierte Charaktere und Situationen verfügen mit denen Anfänger*innen ihre Ideen umsetzen können. Animierte Videos haben in der Regel eine Abspieldauer bis 5 Minuten.Reale Inhalte
Da Realfilmaufnahmen nicht rein durch Programme oder Softwares erstellt werden können, benötigen sie oft mehr Equipment und Rollenbesetzungen als animierte Videos. Besonders im Bildungsbereich sind z.B. Greenscreen-Techniken sehr beliebt. Durch einen grünen Hintergrund (z.B. eine Leinwand) können in der Postproduktion Inhalte oder Umgebungen künstlich simuliert werden (wie auch in Fernsehstudios üblich). An einigen hochschulinternen Abteilungen gibt es Studios, die bei einer solchen Produktion helfen können und über das notwendige Equipment verfügen.
Realfilmaufnahmen können unterschiedliche Inhalte darstellen, wie z.B. die Aufnahme eines Interviews, eines Experiments, oder einer Vorlesung/eines Vortrags. Aufwendigere Produktionen, wie ein Videoprotokoll einer Exkursion oder eine Videoanleitung für Tätigkeiten im Labor, können Aktivitäten aus dem Lehrraum auslagern. Aber auch ein Video mit einer simplen Fragestellung oder die Aufzeichnung eines Symposiums können zu einer Diskussion beitragen oder sie eröffnen.
Sowohl für Videos mit realen wie auch animierten Inhalten sollte der Zeitpunkt des Einsatzes berücksichtigt werden. Eine längere Reportage oder eine selbst gedrehte Dokumentation in einer Präsenzeinheit zu zeigen, wäre didaktisch weniger sinnvoll, als ein kurzes videographisch aufbereitetes Fallbeispiel.
Wichtig bei der Planung des eigenen Videos ist ein Storyboard bzw. ein Drehbuch der einzelnen Sequenzen, um eine Struktur für das Video festlegen zu können. Aufbauend auf einem groben Konzept ist zu überlegen, wie man das Thema darstellen könnte. Ein Drehbuch beinhaltet meist eine Beschreibung des gezeigten Bildes, des gesprochenen Audios, der Dauer und der (falls notwendig) verwendeten Effekte. Einen hilfreichen Überblick mit praktischen Tipps wie so ein Drehbuch aussehen kann, liefert ein Video des Instituts für Bildungstransfer der Hochschule Biberach. Vernachlässigen Sie beim Schreiben Ihres Drehbuchs übrigens nicht den Faktor des Storytellings. Inhalte in Lehr- und Lernvideos werden tendenziell besser aufgenommen, wenn sie das Publikum emotional ansprechen und Inhalte anhand einer Geschichte erklärt werden. [2]