Einsatzmöglichkeiten / Methoden
Abschnittsübersicht
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Vor allem in Vorlesungen, aber auch in anderen Lehrveranstaltungsformaten mit Fokus auf Wissensvermittlung, haben LP einen großen Redeanteil. Damit die TN dem Vortrag aktiv und aufmerksam folgen können und die LP effizienter Vorträge erstellen und wiederverwenden kann, bieten sich eine Reihe von Methoden und digitalen Hilfsmitteln an, die nachfolgend vorgestellt werden. Anschließend folgen Hinweise zum Ausgleich von Input- und Interaktionsphasen sowie zur Aufzeichnung und Wiederverwendung von Präsentationen.
Alternative Präsentationsmethoden
Ein Vortrag muss nicht immer aus einer PowerPoint-Präsentation voller Text bestehen, die man Folie für Folie „abarbeitet“. Alternative Methoden, wie beispielsweise Pecha Kucha, können den Vortrag auflockern und die Aufmerksamkeit der TN neu binden. Pecha Kucha ist eine Vortragstechnik aus Japan, bei der 20 Bilder für jeweils 20 Sekunden eingeblendet werden. Die dadurch entstehenden 6 Minuten und 40 Sekunden stellen die Länge des gesamten Vortrags dar, in der Regel wird dabei zu den Bildern gesprochen und es gibt keinen visualisierten Text. [1] Auch mit der Takahashi-Methode kann man überfüllte Folien vermeiden. Der minimalistische Stil sieht nur ein einziges Wort pro Folie vor, das groß und mittig platziert wird. Bei Bedarf kann man diese Regel auch aufweichen und einen Satz, ein Zitat oder Foto pro Folie erlauben, wie es die Lessing-Methode vorsieht. [2] Diese und ähnliche Methoden führen zu kürzeren Input-Blöcken und eignen sich daher vor allem für Lehrveranstaltungen, wo sich Input- und Interaktionsphasen abwechseln. Gute Vorbereitung ist bei diesen minimalistischen Präsentationen das Um und Auf, die Vortragsmethode muss zur Thematik passen und die Visualisierungen zum gesprochenen Text.
Präsentationstechniken
Stoffgebiete, bei denen es wichtig ist, dass die TN den Prozess bzw. die einzelnen Schritte nachvollziehen können (beispielsweise in Chemie oder Mathematik), werden gerne nach wie vor mit einem Tafelbild veranschaulicht, das die TN abschreiben. Aus dem fertigen Bild kann der Prozess im Nachhinein allerdings nicht immer genau abgeleitet werden. Dieses Problem kann gelöst werden, indem die LP die Visualisierung auf ein virtuelles Whiteboard verlagert. Sie verbindet ihr Tablet mit dem Beamer und zeichnet die Visualisierung im Entstehen elektronisch als „Screen Recording“ auf. Tools wie beispielsweise Explain Everything ermöglichen hierfür das Importieren von bereits vorhandenen Folien bzw. PDF-Dateien und das Schreiben bzw. Annotieren und Zeichnen mit Stift. Nebenbei kann die gesamte Visualisierung als Video gespeichert werden. So kann die LP während des Vortrages auf ihrem Tablet in Echtzeit arbeiten und alles wird über den Beamer visualisiert. Durch das gleichzeitig entstehende Video können die TN auch im Nachhinein die einzelnen Schritte nachvollziehen.
Eine andere Variante bietet der Wechsel der Präsentationssoftware. Viele TN kennen nur das lineare Folie-für-Folie-Format, das vor allem PowerPoint etabliert hat und auf dem auch Google Slides und Keynote (für Apple) basieren. Je nach Kontext und Lehrinhalt kann es jedoch sinnvoller sein, nicht-lineare und dynamische Präsentationen zu gestalten. Das lässt sich beispielsweise durch die Nutzung von Prezi realisieren. Dabei wird der Lernstoff auf einer virtuellen Leinwand visualisiert (Gesamtüberblick) und Objekte bzw. Inhalte werden auf einem vordefinierten Pfad wie bei einer Kamerafahrt mit Zoomfunktion angesteuert. Anschließend kann wieder auf die Ebene der Leinwand zur Gesamtübersicht hinaus navigiert werden, um den Überblick zu wahren. Dieser Ablauf eignet sich für die Darstellung von Zusammenhängen bzw. für Kontexte, die einen Gesamtüberblick erfordern (z.B. technische Modelle oder Landkarten).Konzentration und Interaktion
Für TN ist es nur schwer möglich, sich 60, 90 oder sogar 120 Minuten lang auf einen gleichförmigen Vortrag zu konzentrieren. Das Gehirn benötigt zwischendurch kurze Pausen bzw. andere Reize. [3] Deshalb ist es empfehlenswert, bei der Erstellung den Inhalt in einzelne, abwechslungsreiche Themenblöcke einzuteilen. Das schafft eine Struktur und hält die Aufmerksamkeit der TN besser. Zur Abwechslung zwischen den Themenblöcken eignet sich der Einsatz eines Audience-Response-Systems (ARS), mit dem man TN beispielsweise Wiederholungsfragen stellen kann, die sie mit Smartphones oder mobilen Endgeräten schnell und anonym beantworten können. Mache ARS können direkt in die Präsentation eingebunden werden, andere werden über einen externen Link aufgerufen. Nähere Informationen dazu bietet der Use Case „ARS“. Alternativ kann die LP eine Pause machen und einen Backchannel öffnen, der den TN erlaubt, unklare Fragen anonym online zu stellen. Diese Methode wird näher im Use Case „Backchannel“ erklärt.
Präsentation / Vortrag wiederverwenden
Bei einem aufwändig vorbereiteten und gestalteten Vortrag zahlt es sich aus, über Möglichkeiten zur Wiederverwendung nachzudenken. Gerade in Einführungslehrveranstaltungen oder anderen Lehrveranstaltungen, in denen sich bestimmte Themenblöcke wiederholen, kann es sinnvoll sein, einen Vortrag aufzuzeichnen und den zukünftigen TN in Videoform zur Verfügung zu stellen. Die Aufzeichnung selbst kann simpel gehalten werden und muss nicht den Qualitätsstandards von professionellen Medienproduktionen entsprechen. Das Tool Explain Everything ermöglicht beispielsweise die Aufzeichnung der Präsentation, sogar inklusive der Stimme der Lehrperson (über das eingebaute Mikrofon des Tablets). Diese Art der Aufzeichnung bringt keinerlei Zusatzaufwand mit sich, da sie einfach zu Beginn der Präsentation per Knopfdruck gestartet und am Ende beendet und abgespeichert wird. Auch PowerPoint verfügt über eine ähnliche Aufzeichnungsfunktion, die man allerdings erst konfigurieren muss, wie dieses Tutorial des Microsoft-Office-Supports erklärt. Je nach Ausstattung der Hochschule ist es teilweise auch möglich, als LP selbst eine automatische Aufzeichnung mit fix verbauter Kamera im Hörsaal zu starten. Für externe Vortragsaufzeichnungen mit Postproduktion gibt es an vielen Hochschulen Servicestellen, an die man sich wenden kann. Weitere Informationen zur Aufzeichnung von Vorträgen bietet der Use Case „Eine Vorlesungsaufzeichnung erstellen“.