Einsatzmöglichkeiten / Methoden
Abschnittsübersicht
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Kommunikationsregeln und -routinen sollten von Beginn an Teil der Online-Lehre sein.[2] Sie bieten eine Struktur für die LP und Orientierung für die TN. So müssen sich die TN beispielsweise keine Gedanken machen, wie sie sich der LP am besten bemerkbar machen können, um nicht übersehen zu werden, sondern können sich auf ihre inhaltlichen Beiträge zur Lehrveranstaltung konzentrieren.
Kommunikationsregeln dienen in erster Linie dazu, Routinen zu schaffen und so den Ablauf der Lehrveranstaltung zu erleichtern. Dazu gehören unter anderem Regelungen für Redebeiträge in synchroner Online-Kommunikation und Diskussionsbeiträge in asynchroner Kommunikation (siehe unten). Je nachdem, wie weit fortgeschritten die TN im Studium sind und wie viel Erfahrung sie bereits mit Online-Lehre gemacht haben, können umfangreichere oder weniger umfangreiche Regeln eingeführt werden. In prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen ist neben dem Hinweis, wie online teilgenommen werden kann, ebenfalls wichtig, die TN wissen zu lassen, dass sie aktive Mitarbeit in einem bestimmten Umfang zeigen müssen. Abhängig von der Thematik der Lehrveranstaltung kann auch der Grundsatz, dass Diskussionen nicht den Raum verlassen sollen, erforderlich sein. Grundsätzlich empfiehlt es sich, eine Sammlung von fünf bis zehn Kommunikationsregeln anzulegen, die die aktive Teilnahme, die Form der inhaltlichen Beiträge, die Verhaltensweisen in Kommunikationssituationen und den Umgang miteinander – auch in Konfliktsituationen bzw. bei unterschiedlichen Meinungen – regeln. Ebenso können Ansprechpartner*innen, Unterstützungsangebote und andere relevante Informationen hier einfließen.[3] Im Folgenden finden Sie Anregungen für Kommunikationsregeln in synchroner und asynchroner Online-Lehre.Kommunikationsregeln für synchrone Online-Lehre
In synchroner Online-Lehre sind klar kommunizierte Regeln für den Ablauf besonders wichtig, da gleichzeitiges Sprechen und Schreiben in Videokonferenzen und Chats schnell zu Überlagerung und Chaos führen kann.
Eine Grundregel in Videokonferenzen ist, das eigene Mikrofon stummzuschalten, wenn man nicht spricht. So werden störende (Hintergrund-)Geräusche und Echos vermieden. Auch das eigene Mittippen auf der Tastatur, wenn TN sich Notizen machen, ist so nicht für alle hörbar. Soll Bandbreite gespart werden, weil einige TN eine schlechte Internetverbindung haben, kann das gleiche für Kameras gelten. In Pausen werden sowohl Kameras als auch Mikrofone deaktiviert. Ein wichtiger Aspekt, der mit den TN abgesprochen werden muss, ist der Umgang mit technischen Problemen. Wo können sich die TN bemerkbar machen, wenn sie nicht ins Videokonferenzsystem einsteigen können oder Bild- bzw. Tonprobleme haben? Hier empfiehlt es sich, einerseits den ins Videokonferenzsystem integrierten Chat im Auge zu behalten, andererseits aber auch einen Backchannel zu schaffen, der unabhängig von diesem Tool ist – beispielsweise ein Forum, das die LP nebenbei im Auge behält, oder die eigene E-Mail-Adresse.
Ebenso sollte für das Zu-Wort-Melden eine Regelung gefunden werden. Manche Videokonferenztools, wie beispielsweise Webex und BigBlueButton verfügen über eine „Handhebe“-Funktion, das der LP (oder anderen Referent*innen) signalisiert, dass TN sich zu Wort melden wollen. Alternativ könnte eine Wortmeldung auch durch das Senden eines Rufzeichens im Chat oder das Wort „Wortmeldung“ signalisiert werden, insbesondere da das „Handheben“ beim Status der TN leicht übersehen werden kann und immer wieder manuell von TN zurückgesetzt werden muss. Möchte man zwischen Fragen und Diskussionsbeiträgen differenzieren, kann auch mit Rufzeichen und Fragezeichen als Symbole gearbeitet werden.
Gerade bei größeren Gruppen kann die Leitung der Videokonferenz mit gleichzeitiger inhaltlicher Beteiligung und Chatbeobachtung für LP anstrengend sein. Deshalb ist es empfehlenswert, eine Moderator*innenrolle zu vergeben.[4] Das können Kolleg*innen oder Assistent*innen, aber auch TN aus der Lehrveranstaltung sein, die abwechselnd dazu eingeteilt werden, den Chat im Auge zu behalten und gegebenenfalls auf Wortmeldungen hinzuweisen. Möchte man in einem Lehrvortrag nicht unterbrochen werden, können die TN auch darum gebeten werden, ihre gesamten Fragen schriftlich in den Chat zu posten, damit zum gegebenen Zeitpunkt darauf eingegangen werden kann. Das kann auch für jene TN vereinbart werden, die ohne Mikrofon teilnehmen, sich an einem Ort befinden von dem aus sie nicht sprechen können (z.B. in einer öffentlichen Lernzone mit Ruhegebot) oder temporäre Verbindungsprobleme melden.
Möchte man die TN in die Diskussion einbinden, kann vorab eine Regelung für die Reihenfolge der Wortmeldungen gefunden werden. Möchte man nicht nur Freiwillige drannehmen, kann man beispielsweise in der Reihenfolge vorgehen, in der die TN im Teilnehmer*innenfenster des Videokonferenztools gelistet sind. Ebenso können die TN darauf hingewiesen werden, dass die LP „warm calling“ anwendet, also TN namentlich aufruft, um nach kurzer Vorlaufzeit eine Wortmeldung zu machen.
Wichtig ist allenfalls, auf die Einhaltung der festgelegten Regeln zu bestehen, also beispielsweise Personen, die ohne vorherige Anmeldung ihr Mikrofon einschalten und zu sprechen beginnen, auf bestehende Redner*innenlisten hinzuweisen (ausgenommen beispielsweise bei der Meldung eines technischen Problems).
Ist die synchrone Onlinekommunikation ausschließlich schriftlich, wie beispielsweise in einem Chat, sollten auch grundlegende Chat-Regeln besprochen werden. So stehen Aussagen in Großbuchstaben in Chats beispielsweise für Schreien, das sollte – außer es ist explizit gewünscht – vermieden werden. Auch auf die Verwendung von missverständlichen Emojis (über ? und ☹ hinaus) oder Chat-Abkürzungen (z.B. rofl, brb oder smh) sollte im Zweifel verzichtet werden, damit das Gegenüber die Chatmeldung nicht falsch versteht. Ironie lässt sich möglicherweise ebenso wenig erkennen und kann zu Missverständnissen führen. Deshalb sollte vorab mit den TN vereinbart werden, welche Art von Chat-Kommunikation in der LV erwünscht ist.Kommunikationsregeln für asynchrone Online-Lehre
In asynchronen Kommunikationssituationen, vorrangig Foren, sind einige Grundregeln hilfreich für fruchtbare Diskussionen. Zu allererst sollte klar dargestellt werden, welches Forum welchem Zweck dient. Gibt es beispielsweise ein Forum für offene Fragen, ein informelles Forum zum Gedankenaustausch und ein eigenes Forum zu jedem inhaltlichen Diskussions-Arbeitsauftrag, wird das richtige Forum am besten im Aufgabentext verlinkt. Hilfreich für die Navigation im Forum sind auch aussagekräftige Titel der Beiträge – das gilt auch für Antworten darauf. Wenn alle Beiträge „Arbeitsauftrag 1 – Nachname“ heißen, ist es schwierig, einen bestimmten wiederzufinden. Außerdem wird der*die Verfasser*in von Forenbeiträgen grundsätzlich angezeigt und muss nicht nochmals im Titel stehen.
Zu den Kommunikationsregeln gehören auch vermeintliche Kleinigkeiten, wie ob die Anrede bei Antworten auf Beiträge mit „du“ oder „Sie“ erfolgt und wie man den Bezug auf einen anderen Beitrag darstellt (beispielsweise mit @Name), aber auch Regeln für einen respektvollen Umgang miteinander und formale Kriterien wie die Länge der Beiträge. Gerade inhaltliche Vorgaben sind in der asynchronen Kommunikation wichtig, damit alle am Ball bleiben können. Verpflichtende Kontextualisierungen von Aussagen oder Argumenten durch Zitate oder Quellenangaben sind beispielsweise hilfreich für das Verständnis.[5] Links werden dabei am besten mit aussagekräftigen Titeln versehen (beispielweise „Link zum Fachartikel von X), anstatt einfach die URL hineinzukopieren. Je nach Kenntnisstand der TN kann der Hinweis auf den Verzicht von Abkürzungen ebenso nützlich sein.
Um Diskussionen in Gang zu halten, kann die Regel eingeführt werden, Fragen und Antworten auf eigene Beiträge nie unkommentiert zu lassen und in jeder Diskussionsaufgabe 2-3 andere Beiträge zu kommentieren.
Asynchrone Kommunikation erfolgt in der Online-Lehre auch häufig über E-Mails. Unter welchen Umständen E-Mails an die LP gesendet werden können/sollen (mit Verweis auf beispielsweise Foren für offene Fragen als Ersatz) und in welchem Zeitraum die E-Mails ungefähr beantwortet werden, kann Teil der Kommunikationsregeln sein.
Zuletzt ist nicht zu vergessen, dass TN häufig gemeinsam an Arbeitsaufträgen und Texten arbeiten (z.B. für Gruppenreferate) und dabei auf Kollaborationstools wie Online-Textverarbeitungsprogramme zurückgreifen. Hier sollten die TN untereinander abklären, ob sie Ausbesserungsvorschläge direkt im Text machen sollen (mit „Änderungen nachverfolgen“ bzw. im „Vorschlagsmodus“) oder ob für Hinweise die Kommentarfunktion verwendet wird. Wichtig ist jedenfalls, die TN darauf hinzuweisen, dass Texte anderer Personen nicht kommentarlos gelöscht werden sollen.