Abschnittsübersicht

  • Die Themen- und Ideenfindung für eigene Projekte, Referate oder (Seminar-) Arbeiten ist in vielen Lehrveranstaltungen erforderlich und oftmals eine Herausforderung für die TN. Der Einsatz von Brainstorming-Methoden erleichtert den TN diesen Prozess, da sie dabei im ersten Schritt nicht unter dem Druck stehen, hochqualitative Vorschläge zu machen, sondern erst einmal ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Ein Brainstorming kann somit am Beginn zahlreicher Entwicklungsprozesse in Lehrveranstaltungen stehen und durch unterschiedliche Weiternutzung der gewonnen Ideen, bspw. für Projekte oder Weiterentwicklung in Gruppenarbeiten, flexibel eingesetzt werden.

    Grundlagen

    Ein echtes (d.h. völlig freies) Brainstorming beruht auf einigen Grundregeln:[1]

    • Kritik (verbal und nonverbal!) wird während der Brainstorming-Phase nicht geäußert. Das stellt sicher, dass die TN nicht gehemmt oder frustriert werden und vermeidet lange Diskussionen über das Für und Wider.
    • Ideen anderer TN sollen aufgegriffen und weiterentwickelt werden. An alle geäußerten Vorschläge kann angeknüpft werden, es gibt kein Urheberrecht auf Ideen.
    • Die TN sind gedanklich frei und sollen ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Im Brainstorming geht es (noch) nicht um Umsetzbarkeit oder Qualität, sondern um spielen und experimentieren mit den Gedanken und Ideen.
    • Es sollen möglichst viele Ideen in kurzer Zeit gefunden werden. Dadurch wird die Spontanität der TN erhöht und es entstehen mehr ungewöhnliche Ideen.

    Manche Brainstorming-Methoden schränken die oben genannten Regeln etwas ein oder erweitern sie, um die Ideenfindung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Im 6-Hüte-System[2] erhalten bspw. alle TN eine zugeteilte Rolle, aus deren Perspektive sie im Brainstorming denken (siehe Anwendungsbeispiel).

    Neben der Beachtung der Brainstorming-Grundregeln sind auch die Gruppengröße und die Moderation wichtige Bedingungen für das Gelingen der Methode. Je mehr Personen einer Gruppe angehören, desto weniger individuelle Teilnahme ist möglich und notwendig. Gruppen, die größer als 20 TN sind, werden daher am besten in Untergruppen geteilt. Die Moderation, in den meisten Fällen die LP, hält sich inhaltlich am besten zurück, damit die TN sich nicht von ihr beeinflussen lassen und im schlimmsten Fall nur Ideen weiterverfolgen, die die LP geäußert hat. Moderativ ist es allerdings wichtig, dass die LP die Äußerung von Ideen anregt.

    Klassisches Brainstorming

    Das klassische Brainstorming (auf Deutsch manchmal auch „Kopfsalat“ genannt) beruht auf den oben genannten Grundregeln und lässt die TN in einem festgelegten Zeitraum alle ihre Ideen ungefiltert und unstrukturiert äußern. Diese Methode kann in synchronen Präsenz- und Online-Einheiten mithilfe von unterschiedlichen Tools durchgeführt werden. Ein empfehlenswertes Tool dafür ist Padlet, wo sich einzelne virtuelle Haftnotizen auf einer endlos großen Wand erstellen lassen. Darin können die TN ihre Ideen schnell und einfach teilen. Um eine anonyme Stimmenabgabe zu garantieren, ist es wichtig, dass die TN sich nicht mit einem Benutzer*innenkonto anmelden.

    Bei der Durchführung eines Brainstormings ist die methodische Einbettung davor und vor allem danach essenziell. Wie wir mit den gesammelten Ideen weitergearbeitet? Welchem Zweck dienen sie? Unmittelbar nach dem freien Brainstorming sollte eine Phase zum Ordnen und Clustern der Ideen in gesammelte Themenbereiche eingeplant werden. Danach können die TN und die LP Feedback und Kritik äußern und so jene Ideen herausfiltern, mit denen in einem Projekt, einer Seminararbeit o.ä. weitergearbeitet wird. Bei Padlet kann das bspw. direkt erfolgen: Die einzelnen virtuellen Haftnotizen können verschoben und dadurch geordnet werden. Alternativ dazu kann Mindmapping als grafische Visualisierungsmethode eingesetzt werden (eine ausführlichere Darstellung finden sie im Use Case „Visualisierungen“).

    Brainwriting

    Brainwriting ist eine Variante des Brainstormings, das striktere Regeln vorgibt und die Ideensammlung so stärker strukturiert. Dazu werden die TN in Gruppen aufgeteilt (4-6 Personen) und sie erarbeiten im Team gleichzeitig und schriftlich Ideen. Dazu schreiben alle TN drei Ideen auf und die Gruppenmitglieder entwickeln die Ideen nach der Reihe weiter. Eine festgelegte Brainwriting-Methode ist 6-3-5-Methode, wo sechs Personen an je drei Ideen arbeiten, die nach der Erstellung von einer Person jeweils fünfmal weiterentwickelt werden.

    Das kann beispielsweise in einer solchen Tabelle geschehen:

    Thema

    Idee A von Person 1

    Idee B von Person 1

    Idee C von Person 1

    Weiterentwicklung durch Person 2

    Weiterentwicklung durch Person 2

    Weiterentwicklung durch Person 2

    Weiterentwicklung durch Person 3

    Weiterentwicklung durch Person 3

    Weiterentwicklung durch Person 3

    Weiterentwicklung durch Person 4

    Weiterentwicklung durch Person 4

    Weiterentwicklung durch Person 4

    Weiterentwicklung durch Person 5

    Weiterentwicklung durch Person 5

    Weiterentwicklung durch Person 5

    Weiterentwicklung durch Person 6

    Weiterentwicklung durch Person 6

    Weiterentwicklung durch Person 6

     

    Mit dieser Methode sind alle TN laufend in das Brainstorming involviert und auch zurückhaltende TN können aufgrund des schriftlichen Modus aktiv daran teilnehmen. Die Ideen werden in mehreren Schritten verfeinert, sodass jede Person am Ende mit drei relativ ausgereiften Themen weiterarbeiten kann.

    Diese Methode wird traditionell mit einem ausgedruckten Arbeitsblatt durchgeführt, doch durch die Zuhilfenahme von Online-Tools eröffnen sich weitere Möglichkeiten, wie beispielsweise die Anwendung in einer Online-Lehrveranstaltung über ein Videokonferenztool und Gruppenräume (Breakout Rooms) oder eine asynchrone Durchführung zwischen Lehrveranstaltungseinheiten. In beiden Fällen machen die TN Gebrauch von Online-Kollaborationstools wie einem ZumPad, womit die gemeinsame Arbeit entweder in Textform oder in einer Tabelle einfach möglich ist.