Abschnittsübersicht

  • Folgende Beispiele binden Achtsamkeits-, Atem- beziehungsweise Aufmerksamkeitsübungen in die Online-Lehre mit ein. 

    Gemeinsam lesen, gemeinsam verstehen

    Lesen ist heutzutage oftmals eine Geschwindigkeitsübung und man muss viele Informationen in möglichst kurzer Zeit aufnehmen und verarbeiten können. Achtsames Lesen versucht dieser Entwicklung entgegenzutreten durch die Entschleunigung des Lesevorgangs und der Veränderung der Leseerfahrung. Das bewusste Wahrnehmen von auftauchenden Gefühlen, Gedanken und Meinungen lässt außerdem mentale Prozesse entstehen, die wiederum das Verstehen und Verständnis der Welt anfechten. 

    Diese Achtsamkeitsübung ist auf das gemeinsame Lesen und gemeinsame Verstehen ausgerichtet und kann ideal von der Präsenzlehre in die Onlinelehre mitgenommen werden. Hierbei geht es um das bewusste Wahrnehmen eines Textes durch Vorlesen. Alle Teilnehmer*innen steht der ausgewählte Text entweder auf einem Lern-Management-System (z.B. Moodle) oder via Sceensharing zur Verfügung. Der Unterricht beginnt mit einer kurzen Atemübung und fließt dann in das Vorlesen des Textes durch eine Person über, alle anderen hören zu. Man verweilt kurz in Stille. Der Text wird erneut gelesen, diesmal wird jeder Satz von einer anderen Person gelesen. Je nach Einteilung kann, muss es aber keine Reihenfolge geben. Nach jedem Satz folgt eine kurze Pause mit einer kurzen Atemübung von ca. 5 Atemzügen.  Abschließend sollen sich die Studierenden Gedanken dazu machen, wie der Text wahrgenommen wurde und wie sich die Empfindungen durch die Atemübungen und verschiedenen Vorleser*innen verändert haben. [7]  

    Der digitale soziale Raum

    Zum bewussten Erleben im digitalen Raum zählen auch die sozialen Räume, welche leider oft nicht ausreichend zur Verfügung gestellt werden. Einen sozialen Raum innerhalb der Onlinelehre kann man jedoch sehr einfach mit einer wenig aufwendigen Abfrage des Befindens erschaffen. Die simple Frage, wie es den Teilnehmenden denn heute ginge, kann mit Emojis, Gifs oder verbalen Kurzmeldungen humorvoll, aber auch sehr persönlich, beantwortet werden. 

    Für Lehrende, die die Seminarzeit im Idealfall nicht verkürzen wollen, gibt es die Möglichkeit diesen digitalen sozialen Raum als „Kaffeekränzchen“ 15 Minuten vor der Einheit dezidiert im Videokonferenzsystem anzubieten. In dieser Viertelstunde steht der*die Vortragende den Studierenden schon zur Verfügung und Studierende können sich über den Alltag und das Befinden austauschen ohne wertvolle Lehrzeit zu verlieren. [8]

    Der direkte zwischenmenschliche Austausch in Präsenz gestaltet sich oft viel leichter als im digitalen Raum. Man kann hier zum Beispiel schneller einmal einer*einem Kollegin*Kollegen einen Keks über den Tisch hinweg zuschieben und so einen Kontakt herstellen oder eine zwischenmenschliche Beziehung aufbauen. Um solch einen direkten Austausch auch im digitalen Raum fördern zu können, bietet sich die Übung „Kein-wirkliches-Anliegen“ gut an. Hierbei geht es darum, kleine Aufmerksamkeiten auszutauschen. Das bedeutet, dass man zum Beispiel sich aktiv um das „Danke sagen“ nach einer gelungenen Präsentation bemüht oder ein lustiges Gif während er Kaffeepause an die Kolleg*innen weiterleitet. Diese kleinen Aufmerksamkeiten zeigen, dass man die Präsentation bewusst erlebt hat oder seinen Kolleg*innen ein Lächeln auf das Gesicht zaubern möchte. Außerdem lässt es daran erinnern, dass Pausen wichtig sind und die Arbeit der Kolleg*innen bewusst wahrgenommen wird. [9]

    Twenty-to-Zero Atemübung

    Prüfungen zählen zum Alltag der Hochschule, doch nicht alle Personen können mit Prüfungssituationen gut umgehen. Die Atemübung twenty-to-zero trägt den Teilnehmer*innen auf, von 20 bis 0 hinunterzuzählen. Bei jeder Zahl soll die Person einen Atemzug tätigen. So soll Ruhe und Konzentration in die Situation gebracht werden, um den Fokus auf die kommende Prüfungssituation zu lenken. Eine ähnliche Variante dieser Übung finden Sie hier.

    Diese Atemübung kann man als Lehrende*r ohne viel Aufwand über ein Videokonferenzsystem organisieren, indem man Studierende dazu auffordert, selbstständig zuhause die Atemzüge durchzuführen. Vor allem nach mehrmaligem Einsatz im regulären Unterricht, steigert sich die Konzentration und das Ruheempfinden bei Teilnehmer*innen.