Abschnittsübersicht

  • Wichtige Kompetenzen bezogen auf die KI werden in der Literatur oft als AI-Literacy bezeichnet. Eine gängige Definition [12] von AI-Literacy beschreibt diese als ein Set von Kompetenzen, das Individuen ermöglicht KI-Technologien kritisch zu evaluieren, effektiv mit KI zu kommunizieren und kollaborieren und KI als Werkzeug online, zu Hause und am Arbeitsplatz zu nutzen [13]. Dieses Set aus Kompetenzen besteht aus den Dimensionen Awareness, Nutzung, Evaluation und Ethik.[14],[15]   

    • Awareness beschreibt beispielsweise, dass Studierende kommunizieren können welche Art von KI in verschiedenen Systemen verwendet wird und dass sie die Verwendung von KI erkennen können. 
    • Nutzung (Utilization) beschreibt, dass Studierende die KI für die Lösung von Problemen einzusetzen können.
    • Evaluation steht dafür, dass Studierende die Ergebnisse der KI kritisch reflektieren können. (Dies wird von Unternehmen als besonders wichtige Fähigkeit betont.[3]) 
    • Ethik ist eine Kompetenz mit der Studierende fähig sind, die ethischen Fragen im Zusammenhang mit KI diskutieren zu können. Sie können beispielsweise die Bias, die der KI zugrunde liegen (z.B. Gender und Diversitäts-Bias in den Trainingsdaten oder Akademische Integrität) verbalisieren und den Einfluss von KI auf die Arbeit bewerten.

    Ein in weiteren Studien beschriebener Aspekt von AI-Literacy bezieht sich auf technische Fähigkeiten, einschließlich der Erstellung und Programmierung von KI.[10] Mit den jüngsten Fortschritten, bei denen einfach und benutzerfreundlich eigene KI-Bots erstellt werden können [16], könnten Erstellung und Programmierung von KI zukünftig als entscheidende Kompetenzen gelten.

    Situiertes Lernen

    Generell kann das Paradigma des Cognitive Apprenticeship [17] als Methode dienen, um AI-Literacy ganzheitlich und sukzessiv zu fördern.[18],[19] Die folgenden Schritte sind Bestandteil des Cognitive Apprenticeship:

    1. Modelling (Modellierung): Die Lehrperson zeigt einen KI-Nutzungsprozess. Sie fokussiert sich auf wenige Tools und beginnt mit allgemeineren Konzepten. Ein Beispiel hierfür könnte die Arbeit mit ChatGPT sein, wobei das Prompting (geeigneter Eingabeimpulse) demonstriert wird und grundlegende, relevante Probleme mithilfe von GPT gelöst werden. [9
    2. Coaching: Im Unterricht sollen alle Studierende das KI-Tool anhand eines Beispiels ausprobieren. Die Lehrperson beobachtet das Vorgehen der Studierenden genau und weist auf mögliche Probleme hin. Hierbei werden etwa Tipps zum optimalen Prompting bereitgestellt, und durch offene Fragen werden die Studierenden auf eventuelle Fehler in den KI-Ergebnissen aufmerksam gemacht.
    3. Scaffolding (Unterstützung): Bei weiteren Aufgaben, die Studierende nun eigenständig lösen – beispielsweise als Hausaufgabe – ist die Lehrperson ansprechbar und bietet Hilfestellungen.
    4. Articulation (Artikulieren): Im Unterricht sprechen die Studierenden über ihren Prozess der KI-Nutzung. Sie verbalisieren ihre Gedanken und Handlungen und erklären, wie sie zu Ergebnissen gekommen sind. Somit bieten sie neue Impulse für Kommiliton*innen.
    5. Reflection: Im Unterricht wird der Vergleich zu anderen Studierenden hergestellt. Wichtig ist in diesem Schritt der Hinweis auf die kritische Reflexion der KI-Nutzung. Auch sind an dieser Stelle ausführliche Diskussionen über die Ethik, den Einsatz von KI, die Vor- und Nachteile der Nutzung von KI und die Auswirkung der KI auf die Arbeit angebracht.[9]
    6. Exploration: Die Studierenden arbeiten an einem Projekt und probieren KI aus. In diesem Schritt können auch andere KI-Tools ausprobiert werden. Auch andere Modalitäten der KI-Nutzung, wie Bild oder Video, können in den Prozess einbezogen werden.

    Wichtig im Prozess ist die intrinsische Motivation der Studierenden.[6],[20] Zur Erhöhung der Motivation kann auf die Faktoren soziale Eingebundenheit, Kompetenzerleben und Selbstwirksamkeit geachtet werden.[14] Dabei kann soziale Eingebundenheit durch die Arbeit in Kleingruppen gefördert werden, welche dem Themeninteresse der Studierenden entsprechend gebildet wurden.[9], [13] Die Aufgaben sollten mittelschwer gestaltet werden, um das Kompetenzerleben zu fördern.[16] Für Selbstwirksamkeit in Form von Autonomie sollte den Studierenden die KI-Nutzung freigestellt werden, was auch den rechtlichen Aspekten zugutekommt.[7] Falls Studierende aus datenschutzrechtlichen Gründen KI-skeptisch sind, könnten in Einführungen der Tools die kostenfreie 24h-Version innerhalb von Fobizz dazu dienen, dass alle Studierende ohne Login partizipieren können und die Tools kennenlernen und ausprobieren können.

    Ethik fördern

    Die Förderung ethischer Kompetenz kann durch die Verwendung von Materialien wie Filme und Zeitungsüberschriften unterstützt werden. Diese können helfen, Diskussionen anzuregen und die Bedeutsamkeit von Ethik im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz zu verstehen.[18] Auch können Gruppendiskussionen über den Einfluss von KI auf die Arbeit Denkprozesse der Studierenden anregen. Die dabei zu berücksichtigenden zentralen ethischen Aspekte im Kontext von KI umfassen Transparenz, Fairness, Verantwortung und Nachhaltigkeit.[17] Auch können die folgenden, in der Literatur genannten Aspekte in Bezug auf Ethik diskutiert werden: Wohltätigkeit, Nicht-Boshaftigkeit, Autonomie, Gerechtigkeit und Datenschutz.[21], [22

    Beispielhafte Materialien: 

    Awareness fördern

    Niederschwellige, fünfminütige Diskussionen, die in regelmäßigen Abständen in den Unterricht integriert werden, ermöglichen einen kontinuierlichen Austausch über aktuelle Entwicklungen im KI-Bereich, neue Tools und Möglichkeiten sowie persönliche Erfahrungen mit KI. Dabei sollten auch die Relevanz für das jeweilige Fach und die Implikationen für die Arbeit thematisiert werden. Diese Diskussionen fördern das Verständnis dafür, welche Art von KI in verschiedenen Systemen verwendet wird. Darüber hinaus tragen sie dazu bei, dass der rasche technologische Wandel auch von den Studierenden aktiv verfolgt und gemeinsam erarbeitet wird.

    Lehrende können sich über die Neuerungen informieren. Hier sind ein paar Inspirationsquellen angeführt: