Einsatzmöglichkeiten / Methoden
Abschnittsübersicht
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Das Führen von Diskussionen ist ein allgemein anerkannter Bestandteil in der Hochschullehre. Auf Basis von Ruben Puenteduras SAMR-Modell können traditionell analog gehaltene Diskussionen mit digitalen Werkzeugen angereichert werden, um in Kombination mit der gewählten Methode zu einer Erweiterung (z.B. mit der Methode Brainstorming), Änderung (z.B. mit der Methode Silent Discussion) oder sogar Neubelegung (z.B. mit der Methode Flipped Classroom) von Aufgaben zu kommen. Während bei Puenteduras Erweiterung die funktionale Verbesserung durch die Integration von Technologien im Vordergrund steht, ist bei Änderung durch die Integration von digitalen Werkzeugen die Neu- und Umgestaltung von Aufgaben anzustreben. Bei der Stufe Neubelegung kommt es durch die Integration von Technologien zu einer vollständigen Umgestaltung der Aufgaben, die ohne digitale Werkzeugen nicht möglich wäre.[1]
In weiterer Folge wird aufgezeigt, wie digitale Medien als Diskussionsinput und digitale Tools zur Diskussionsunterstützung verwendet werden können. In beiden Abschnitten werden beispielhaft Methoden vorgestellt, die mithilfe von digitalen Hilfsmitteln aufgewertet werden können.Digitale Medien als Diskussionsinput
Digitale Medien die mittels Beamer im Hörsaal oder Seminarraum für die TN projiziert werden, bieten sich als ideale Grundlagen für Diskussionen an. Ein exemplarisches Bild, eine Infografik oder ein Erklärvideo, das den Inhalt der vorangegangenen Lehrveranstaltungseinheit zusammenfasst, kann demnach als Stimulus für darauffolgend stattfindende Diskussionen dienen. In naturwissenschaftlichen bzw. technischen Studienrichtungen bieten sich weiters nicht nur Grafiken und Diagramme, sondern auch Simulationen und 3D-Elemente (z.B. mithilfe von Augmented Reality) an, um Stimuli für folgende Diskussionen zu bieten. Weitere didaktische Hinweise über den Einsatz und die Erstellung von Lernvideos, Diagramme oder Simulationen finden Sie in den gleichnamigen Use Cases.
Ergänzende, vertiefende oder provokante Inhalte bieten das Potenzial die TN für die danach anstehenden Diskussionen anzuregen. Wichtig bei solchen Impulsen mit digitalen Medien ist es, die TN nicht einer willkürlichen Reflexion zu überlassen. In der Durchführung ist daher darauf zu achten, dass den TN vor dem Zeigen der Medien in Form von Arbeitsaufträgen konkrete Anhaltspunkte gegeben wird, auf welche sie während der Präsentation der Medien besonderen Fokus legen sollten.Kooperatives Diskutieren (Methode Think-Pair-Share)
Eine didaktische Methode in der digitale Medien als Input für anstehende Diskussionen verwendet werden können ist die Methode Think-Pair-Share. Übersetzt bedeutet es, nach dem Input die TN aufzufordern über diesen auf Basis einer Fragestellung individuell nachzudenken („Think“), diese Gedanken dann mit einem*einer Partner*in auszutauschen („Pair“), um diese Erkenntnisse schlussendlich im Plenum mittzuteilen („Share“). Der Vorteil dieser Methode ist, dass introvertierte TN, die vor einer Wortmeldung im Plenum zurückschrecken würden, bereits in der Diskussion im Zweiergespräch zu Wort kommen. Auch TN, die zum Input noch keine eigene Meinung haben, können sich solch eine durch den ersten Paar-Austausch bilden und profitieren in weiterer Folge mehr von der Plenumsdiskussion.[2]
Lernende im Zentrum der Diskussion (Methode Flipped Classroom)
Eine weitere Methode digitale Medien als Diskussionsinput einzusetzen wäre die Methode des Flipped-Classroom (oft auch „Inverted Classroom“ genannt). Im „umgedrehten Klassenzimmer“ stellt die LP den TN im Vorfeld einer Lehrveranstaltungseinheit digital Inhalte zur selbstständigen Vorbereitung zur Verfügung. Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass die TN ortsunabhängig, asynchron und im eigenen Tempo die Lernmaterialien erarbeiten und es daher eine hohe Lernenden-Autonomie vorherrscht. In der Regel bestehen diese digitalen Inhalte aus Lernvideos, bzw. können über ein LMS zur Verfügung gestellte digitale Skripte oder Links zu Podcasts sein. Lernvideos eignen sich insbesondere für die Flipped-Classroom Methode, da diese nicht nur leicht zugänglich und meist anschaulich sind, sondern auch bei den TN oftmals den Eindruck erzeugen, dass sie die Thematik bereits verstanden hätten, ohne sich vertieft damit beschäftigt zu haben. Unabhängig des gewählten Mediums sollte darauf geachtet werden, dass eine konkrete Aufgabenstellung begleitend gegeben wird, um die TN für die Diskussionen in der Präsenzeinheit in die richtige Denkrichtung zu lenken.
Nachdem sich die TN im Vorfeld in das Thema vertieft haben, liegt der Fokus auf einer Lerner*innen-zentrierten Präsenzeinheit. Das bedeutet, dass in der Präsenzeinheit die Inhalte auf Basis des digitalen Inputs primär mit den TN diskutiert wird. Dies kann beispielsweise durch das Ansprechen von Verständnisproblemen und einem folglich entstehenden Diskurs mit den TN erfolgen oder durch eine vertiefende Bearbeitung mithilfe von aktivierenden Aufgabenstellungen geschehen.[3]Digitale Tools zur Diskussionsunterstützung
Zur Unterstützung von Diskussionen in der Präsenzlehre können neben dem Präsentieren digitaler Medien außerdem digitale Tools eingesetzt werden, um bspw. Kleingruppen zu einer Diskussion zusammenfinden zu lassen, um im Plenum mithilfe eines digitalen Tools eine Diskussion anzuleiten, oder die Ergebnisse dieser mithilfe eines digitalen Tools zu präsentieren.
Gruppeneinteilung mit digitalen Tools
Bevor Diskussionen in Kleingruppen initiiert werden, bieten sich digitale Tools zur Gruppenfindung an. Der Einsatz dieser Tools erfordert von der LP keine zusätzliche Vorbereitung. Für das Einteilen von Gruppen für anstehende Diskussionen können Online-Tools über Webseiten wie LearningApps und UltimateSolver verwendet werden, um die TN in zufälligen Konstellationen einzuteilen. Um externe Tools zu vermeiden können sich die TN alternativ auf dem hochschulinternen Learning-Management-System (LMS) mit der Aktivität „Abstimmung“ selbstständig in Gruppen einteilen.
Diese digitalen Gruppenzuteilungen ermöglichen den TN mit verschiedenen Personen zusammenzuarbeiten und bieten den TN einen dynamischeren und heterogeneren Austausch in den Diskussionen.Diskussionsaustausch fördern (Methoden Brainstorming & Blitzlicht)
Audience-Response-Systeme (ARS) bieten sich nicht nur in Massen-Lehrveranstaltungen wie Vorlesungen an, um mit den TN über ein digitales Tool in einen Austausch zu treten oder Diskussionen anzuleiten, selbiges Prinzip ist in kleineren Seminargruppen ebenfalls umsetzbar. Je nach Tool können offene und geschlossene Fragen an die TN gestellt werden, so etwa Multiple Choice, Zuordnungsaufgaben, oder Freitextaufgaben. Weiters können ARS wie Mentimeter für ein Brainstorming zu Beginn eines lehrveranstaltungsrelevanten Themas eingesetzt werden. Die Antworten der TN zu den von der LP gestellten Fragen werden live über den Beamer übertragen und können in weiterer Folge als Diskussionsgrundlage in der Präsenzeinheit dienen und bieten den TN erste Anhaltspunkte in ihren Diskussionen.
Eine weitere Methode, die mithilfe von ARS unterstützt werden kann, ist die Blitzlicht Methode. Ziel ist es etwa, in prägnanter Weise Meinungen auszutauschen, den eigenen Lernerfolg zu reflektieren oder der LP am Ende einer Einheit Feedback zu geben. Innerhalb von 1-2 Minuten sollen die TN zu einer vorgegebenen Frage (z.B. „Was war der größte ‚Aha‘-Moment der heutigen Einheit?“) reflektieren und dazu ihre Gedanken in 1-2 Sätzen als Ich-Botschaft formulieren. Zusätzlich zur abwechselnden mündlichen Äußerung verschriftlichen die TN ihre Gedanken mithilfe des verwendeten ARS. Die LP zeigt die Ergebnisse simultan über einen Beamer. Dies erlaubt allen TN eine Visualisierung ihrer Gedanken und hilft der LP bei einer abschließenden Zusammenfassung der Ergebnisse bzw. einer weiteren Diskussion innerhalb der Gruppe. Zusätzlich profitiert die LP von einer einfacheren Nachbereitung der Einheit, da die Diskussionsergebnisse auf dem ARS gespeichert bleiben.
Vertiefende didaktische Hinweise zum Einsatz von ARS finden Sie im gleichnamigen Use Case.Diskussionsergebnisse aufarbeiten und präsentieren (Methoden Silent-Discussion & Murmelgruppe)
Nachdem in der Lehrveranstaltung zu einem vorgegebenen Thema in Kleingruppen diskutiert wurde, gilt es, die Ergebnisse zusammenzufassen. Um eine Alternative zu klassischen Diskussionspräsentationen mit oder ohne Präsentationstools zu bieten, können digitale Tools wie etwa virtuelle Pinnwände (z.B. Padlet oder ein Etherpad) eingesetzt werden. Mit solchen digitalen Pinnwänden können alle TN synchron und kollaborativ ihre Ergebnisse über die Eingabe mit einem mobilen Endgerät mit den anderen TN teilen. Dies bietet nicht nur den Vorteil, dass die TN der anderen Gruppen die Diskussionsergebnisse visuell sehen können (neben dem Eintippen der Ergebnisse können die TN bei manchen Tools zusätzlich Bilder hochladen), es können auch alle TN einer Gruppe Inhalte zur Diskussionspräsentation beitragen.
Eine Möglichkeit, um Diskussionsergebnisse visualisieren zu lassen ist der Einsatz digitaler Mindmap-Tools (z.B. Mindmeister). Mit der Mindmap-Methode können die TN ihre Diskussionsergebnisse auch ohne Verwendung von Plakaten kollaborativ erarbeiten und diese für weitere TN veranschaulichen. Mindmaps sind besonders bei der Methode des Brainstormings hilfreich, um die ersten Impulse der TN zu einem Diskussionsthema einzufangen.
Im Sinne einer Silent-Discussion, in der die TN „still“ diskutieren, können alle TN gleichermaßen an der Diskussion teilnehmen. Während klassische Diskussionen oftmals von wenigen TN dominiert werden können, bietet die Silent-Discussion introvertierten Personen ebenfalls eine Stimme. In dieser Methode werden über eine virtuelle Pinnwand (z.B. Padlet) mehrere Pads zu einem Thema erstellt, wobei die einzelnen Pads jeweils als virtuelle Plakate zu einem Unterthema fungieren. Die TN können mithilfe des gewählten Tools von Plakat zu Plakat wechseln und fügen kollaborativ Diskussionsbeiträge durch einen eigenen Post (der Texte, Bilder oder Links beinhalten kann) oder durch die Kommentarfunktion hinzu.[4]Neben der Silent-Discussion, kann weiters die Methode Murmelgruppe mit dem Einsatz digitaler Tools ergänzt werden. In dieser Methode stellt die LP nach gegebenem Input zur Vertiefung beispielsweise eine anspruchsvolle Verständnis- oder Diskussionsfrage. In Kleingruppen versuchen die TN diese Begründung zu beantworten. Eine TN pro Kleingruppe präsentiert das Diskussionsergebnis dem Plenum. Mithilfe eines ausgewählten ARS (z.B. Mentimeter) stimmen nach Ende der Kurzpräsentationen alle TN für ihr jeweils präferiertes Ergebnis (die TN sollten nicht für ihr eigenes Ergebnis stimmen). Durch die sofortige Ergebnisdarstellung mittels Beamer kann die LP, je nach Abstimmung und Verständnis der TN, weiteren erklärenden Input geben oder ungenaue Hypothesen im Plenum besprechen.