Kursthemen

  • Konstruktives Feedback digital und effizient:

    Lehrende geben den Lernenden Rückmeldungen

    CC BY 4.0 Steirische Hochschulkonferenz
    Aktuelle Version: 31.08.2020

    Kurzbeschreibung

    Wenn es darum geht, Lernprozesse zu fördern, spielt konstruktives Feedback (Rückmeldungen zu Lernstand und Hilfestellungen) eine zentrale Rolle. Werden digitale Tools für die Feedback-Gabe eingesetzt, kann schriftliches Feedback effizienter und einfacher gestaltet werden. Alternativ bringt Feedback als Audio- bzw. Video Zeitersparnisse und die Korrekturzeit bei Quiz kann wegfallen, wenn diese beim Erstellen mit Erklärungen und Musterlösungen angereichert werden, die den TN unmittelbar nach der Absolvierung angezeigt werden. Was konstruktives Feedback auszeichnet und wie es mithilfe digitaler Medien gegeben werden kann, zeigt dieser Use Case. 

    Allgemeine Eckdaten

    Die Bildbeschreibung zu den allgemeinen Eckdaten dieses Use Cases finden Sie in der PDF- und WORD-Version.

  • Einsatzmöglichkeiten / Methoden

    Konstruktives Feedback verfolgt das Ziel, Lernen zu fördern. Das heißt, es wird in der stattfindenden Lernphase zur Unterstützung des Lernprozesses gegeben. Feedback wird daher primär vor der Leistungssituation gegeben (unter Umständen auch mehrmals), also z.B. bei einer Seminararbeit zu verschiedenen Zeitpunkten im Schreibprozess bevor die Arbeit eingereicht wird. Zwar können Rückmeldungen mit einer Beurteilung einer fertigen Arbeit verknüpft werden, allerdings können sie nur lernförderlich sein, wenn sie die TN erreichen (z.B. im Rahmen einer Einsichtnahme oder wenn Feedback direkt zugesendet wird).

    Konstruktives Feedback unterstützt die TN dabei, zu erkennen, wo sie sich in Bezug auf Lernziele befinden. Zusätzlich bietet es Hinweise, um im Lernen weiter fortzuschreiten und Lernziele zu erreichen. Rückmeldungen können z.B. alternative Erklärungen oder Verweise zu hilfreichen Ressourcen beinhalten, um beim Ausbau von Wissen und Verständnis zu unterstützen. Feedback kann ebenfalls dazu veranlassen, Handlungsmuster zu ändern (z.B. bei einer Grafik immer zu überprüfen, ob sie ohne den erklärenden Text aussagekräftig ist). Veränderte oder neue (Lern-)Strategien können aus konstruktivem Feedback resultieren, (z.B. fällt einer LP auf, dass es ein*er TN schwer fällt, die Kernaussage aus wissenschaftlichen Text herauszuarbeiten. Deshalb schlägt sie dem*der TN vor, beim Lesen Schlüsselbegriffe zu markieren, Randnotizen zu machen und daraus eine Mind-Map zum Text zu erstellen).

    Um aus Feedback zu lernen, muss es wachstumsorientiert sein, auf die Aufgabenstellung bezogen sein und zeitnahe erfolgen. Es stellt sich also die Frage: „Welche Art von Feedback ist für welche TN wann am lernförderlichsten?“ Um das herauszufinden, können die vier Feedback-Ebenen (d.h. Ebenen, auf die sich Rückmeldungen beziehen können) nach Hattie und Timperley zur Hilfe genommen werden: [1]

    • Die Ebene der Aufgabenstellung: Zu dieser Ebene zählt z.B. eine Rückmeldung zur Richtigkeit einer Antwort oder der Vollständigkeit von Informationen („Dem Klimadiagramm fehlen Titel und Legende.“).
    • Die Ebene des (Erstellungs-/Erarbeitungs-/Lern-) Prozesses: Dazu gehört bspw. Feedback zu Lernstrategien – sind sie effektiv? Gibt es Alternativen? („Stellen Sie sich vor, Sie sehen Ihr Klimadiagramm in einem Artikel abgebildet. Können Sie es interpretieren, ohne den Begleittext zu lesen?“).
    • Die Ebene der Selbstregulation: Feedback auf dieser Ebene zielt z.B. darauf ab, die TN anzuleiten, bereits erworbenes Wissen anzuwenden („Sie kennen bereits die Kriterien eines guten Klimadiagramms. Prüfen Sie, ob Ihr Klimadiagramm alle erfüllt.“). Diese Art Feedback ist eine Stufe höher als Feedback auf der Prozess-Ebene. Es ist nur dann sinnvoll, wenn die TN die vorausgesetzten Kompetenzen tatsächlich haben und dient als eine Art Schubs in die richtige Richtung.
    • Die Ebene der Person: Feedback zur Ebene der Person bezieht sich nicht auf die Aufgabenstellung, sondern die TN selbst („Sie sind eine fleißige Studentin!“) Es gilt als nicht lernförderlich bzw. sogar lernhinderlich und sollte vermieden werden. [2]

    Die ersten drei Ebenen bauen aufeinander auf: Von der Aufgabenlösung über die Entwicklung von Lernstrategien hin zur Selbstregulation. [3] Deshalb ist es wichtig, dass Feedback auf der Ebene gegeben wird, die zum derzeitigen Lernstand der TN am besten passt. Werden die TN gerade erst mit einem neuen Konzept / einer neuen Kompetenz vertraut gemacht, wird ihnen Selbstregulation noch schwerfallen.

    Neben Verbesserungsvorschlägen, die möglichst an den Lernstand der TN andocken, ist es wichtig, bereits gelungene Aspekte einer Leistung hervorzuheben. Das hilft den TN, ihren Lernstand zu erkennen.

    Zusätzlich ist es wichtig, den Umfang des Feedbacks zu beachten. Zu knappes bzw. vages Feedback kann forsch wirken oder zu Unverständnis führen. Bspw. ist ein Kommentar wie „Der Zusammenhang zwischen Argument X und Y wird hier nicht klar. Warum ist Y für X relevant?“ leichter nachzuvollziehen als ein Fragezeichen neben einer Text-Passage. Gleichzeitig ist es nicht zielführend, die TN mit seitenlangem Feedback zu überfordern.

    Konstruktives Feedback kann den TN auf unterschiedliche Weise zugänglich gemacht werden. Hier wird eine Auswahl an Feedback-Methoden vorgestellt, die von digitalen Tools unterstützt werden.

    Automatisiertes Feedback

    Unter automatisiertem Feedback versteht man Rückmeldungen, die z.B. im Zuge der Erstellung einer digitalen Lernzielkontrolle von der LP eingespielt werden. Sie werden den TN nach Absolvierung unmittelbar angezeigt (bspw. bei der Aktivität „Test“ im Lernmanagementsystem Moodle). Diese Art von Feedback ist i.d.R. allgemein gehalten und kann Hinweise und Erklärungen zum richtigen Lösungsweg bzw. Musterlösungen enthalten. Das ist insbesondere bei Multiple-Choice-Fragen sinnvoll, um einen Lerneffekt zu erzielen, wenn die richtige Antwort bloß erraten wurde.

    Der Vorteil dieser Art von Feedback für die TN ist, dass sie es unmittelbar erhalten. Die LP wiederum profitiert von der Flexibilität (Feedback vorab „geben“) und der Möglichkeit, erstellte Tests samt Feedback in zukünftigen Lehrveranstaltungen wiederzuverwenden, was Zeitersparnis bringt.

    Diese Methode ist zusätzlich zu einer kleineren Gruppe für eine größere Gruppe (26-50 TN) bzw. Massen-LV (ab 51 TN) geeignet.

    Schriftliches Feedback

    Schriftliches Feedback erlaubt es, ausführlich Rückmeldung zu geben. Digitale Tools können das Rückmelden insbesondere auf schriftliche Leistungen vereinfachen: Formatierungen, die eine händische Annotation erschweren (z.B. geringer Zeilenabstand, der keinen Platz für Feedback erlaubt) sind kein Hindernis für digitale Anmerkungen. Zusätzlich fällt die Schwierigkeit der Unleserlichkeit von Handschriften weg. Schriftliches Feedback kann am einfachsten mit einem Online-Kollaborationstool wie Word oder GoogleDocs gegeben werden. Damit kann Text bearbeitet werden und die vorgenommenen Änderungen können nachverfolgt werden (beschrieben z.B. in dieser Anleitung von Microsoft). Zusätzlich kann die Kommentarfunktion genutzt werden, um Rückmeldungen zu einzelnen Textteilen zu geben.

    Im LMS Moodle können Dokumente, die von TN in der Aktivität „Aufgabe“ hochgeladen werden in vielen Fällen ebenfalls direkt mit Rückmeldungen versehen werden. Siehe dazu die Anleitung zur Aktivität „Aufgabe“ von MoodleDocs.

    Diese Art von Feedback ist insbesondere bei einer kleinen Gruppe (2 – 25 TN) geeignet. Hier gilt: Je größer die TN-Zahl, desto höher der zeitliche Aufwand für die LP. Bei hoher TN-Zahl ist (regelmäßiges) schriftliches Feedback mitunter nicht praktikabel. Bei größeren Gruppen können eventuell standardisierte (aber auf die jeweilige Aufgabe angepasste) Beurteilungs- oder Kriterienraster unterstützend eingesetzt werden, um effizient Feedback geben zu können.

    Feedback per Audio / Video

    Feedback kann auch mündlich mithilfe digitaler Tools gegeben werden. Bei reiner Online-Lehre sind digitale Tools unerlässlich, um den TN synchron (d.h. gleichzeitig) Rückmeldungen zu geben. Dafür sind synchrone Online-Kommunikationstools geeignet. So kann z.B. in einer Online-Sprechstunde Feedback zu Leistungen der TN gegeben werden. Asynchron (d.h. zeitlich versetzt) kann die LP Rückmeldungen als Audioaufnahme erstellen und den TN zur Verfügung stellen. Details für diesen Einsatz bietet das Video “Using audio feedback in your teaching - Case study” der University of New South Wales.

    Eine weitere Möglichkeit ist es, als LP z.B. einen Screencast als Feedbackmöglichkeit zu nutzen. Ein Screencast ist ein Video, in dem Aktivitäten am Computerbildschirm aufgezeichnet werden. Wird z.B. Feedback auf einen Essay gegeben, nimmt die LP die Korrektur des Essays (=Bildschirmaktivität) auf. Gleichzeitig nimmt sie ihre Stimme auf und erklärt, warum Änderungen vorgenommen werden, was bereits gelungen ist und wo Verbesserungen vorgenommen werden können. Dabei kann es helfen, sich vorzustellen, wie in einer Sprechstunde eine Leistung zu besprechen und genaue Erklärungen zu bieten. Ein Beispiel dafür ist das Video Easy Peasy: How to Give Audio/Video Feedback to Students von David Taylor. Genaueres zur (technischen) Erstellung von Screencasts lesen Sie in einem eigenen Use Case.

    Ein Vorteil dieser Variante ist, dass die TN eine reale Interaktion der LP (Leser*in) mit dem Produkt (z.B. Essay) beobachten und nachvollziehen können (Wie kommt der Text bei dem*der Leser*in an?). Für die LP ergeben sich ebenfalls Vorteile: Es ist oft schwierig, in einem schriftlichen Feedback kurz zu erklären, warum z.B. ein Absatz nicht schlüssig ist. Mündlich kann das i.d.R. schneller und einfacher erklärt werden.

    Für den Sprachunterricht bietet Feedback per Audio bzw. Video den zusätzlichen Vorteil, gleichzeitig Input in der gelernten (Fremd-)Sprache zu bieten. So wird bspw. die Auseinandersetzung mit einem korrigierten Text zu einer Hör-Übung.

    Erstellte Video- bzw. Audioaufnahmen können den TN bspw. über das LMS (erkundigen Sie sich vorab über die maximal erlaubte Dateigröße) oder über File-Hosting-Dienste wie bspw. OneDrive zur Verfügung gestellt werden. Einige Hochschulen stellen einen eigenen File-Sharing-Dienst bereit, über den größere Dateien versendet werden können, z.B. uniSHARE für die Universität Graz (erkundigen Sie sich bitte bei Ihrer Institution). Der File-Sharing-Dienst ACOnet-FileSender ist für Angehörige aller österreichischen Hochschulen zugänglich.

    Diese Art von Feedback ist ebenfalls insbesondere für eine kleinere Gruppe (2 – 25 TN) geeignet. Wie bei schriftlichem Feedback wird die Durchführung bei einer höheren TN-Zahl zeitaufwändiger für die LP.