Vorteile / Herausforderungen
Abschnittsübersicht
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Vorteile: Ein wesentlicher Vorteil besteht darin, dass komplexe theoretische Konzepte (wie am Beispiel des Beer Games der Bullwhip-Effekt oder die Dynamik von Lieferketten) durch das eigene Handeln erfahrbar werden. Studierende erleben unmittelbar, wie sich ihre Entscheidungen in Abhängigkeit von Verzögerungen, Informationsdefiziten und Nachfrageschwankungen auswirken. Dies fördert ein tieferes Verständnis, das durch rein theoretische Erklärungen oft schwer zu erreichen ist. Darüber hinaus werden Schlüsselkompetenzen wie Entscheidungsfähigkeit, Teamarbeit, Kommunikation und Problemlösung gestärkt, da die Teilnehmenden in interaktiven Rollenszenarien agieren. Auch die Motivation und das Engagement steigen deutlich, da die spielerische Form den Lernprozess auflockert und einen hohen Grad an Beteiligung ermöglicht. Studien zeigen, dass Planspiele wie das Beer Game geeignet sind, um systemisches Denken zu fördern und Lernprozesse nachhaltig zu unterstützen [4]. Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität: Das Beer Game kann in kleinen Seminaren ebenso eingesetzt werden wie in großen Lehrveranstaltungen, entweder analog oder digital. Online-Plattformen erlauben eine unkomplizierte, lizenzfreie Durchführung und erleichtern so den Einsatz auch in Massenlehrveranstaltungen.
Herausforderungen: Eine zentrale Schwierigkeit liegt in der zeitlichen Steuerung: Das Spiel selbst nimmt schnell mehr Zeit in Anspruch als vorgesehen, sodass die Lehrperson eine klare Struktur und Zeitdisziplin benötigt, um genügend Raum für die anschließende Reflexion zu lassen. Technische Hürden können vor allem bei der digitalen Durchführung auftreten, etwa durch Verbindungsprobleme, Bedienungsunsicherheit oder mangelnde Erfahrung mit den Plattformen. Zudem erfordern Planspiele eine sorgfältige Moderation: Ohne klare Spielregeln oder Rollenverteilung kann es zu Missverständnissen oder ineffizienten Abläufen kommen, die den Lerneffekt mindern. Auch der Umgang mit großen Gruppen ist herausfordernd, da parallele Spiele koordiniert und deren Ergebnisse anschließend zusammengeführt werden müssen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Studierende den spielerischen Charakter über den didaktischen Zweck stellen und sich zu sehr auf das Gewinnen konzentrieren, anstatt die Lerninhalte zu reflektieren. Hier ist es Aufgabe der Lehrperson, den Fokus immer wieder auf die inhaltlichen Ziele zu lenken. Schließlich erfordert die Aufbereitung der Ergebnisse – etwa durch Visualisierungen oder Diskussionen – einen gewissen Mehraufwand, damit die gewonnenen Erkenntnisse nicht im Erlebnis, sondern im Verständnis verankert bleiben. Die Wirksamkeit von Planspielen hängt stark von der Qualität der Reflexionsphase ab, da erst dort das Gelernte verallgemeinert und transferiert wird [5].