Abschnittsübersicht

  • Geschlossene Fragen werden häufig in (Computer-)Prüfungen eingesetzt, haben aber ebenfalls ihren Platz in laufenden (Self-)Assessments oder zur Auflockerung im Hörsaal über ein Audience-Response-System. Geschlossene Fragetypen bieten den Vorteil, dass sie automatisiert ausgewertet werden können. Dadurch können insbesondere bei einer großen Anzahl an TN zeitintensive Korrekturtätigkeiten eingespart werden. Auch ermöglichen geschlossene Fragetypen eine objektive und faire Beurteilung, da das Format keinen Spielraum für Interpretationen bei der Bewertung zulässt. Geschlossene Fragen haben allerdings oftmals den Ruf, dass sie nur die bloße Wiedergabe von Wissen abfragen und mit wenig Vorbereitung (bzw. durch Raten) zu lösen sind. Diese Probleme können durch kluge Formulierung der Fragestellung und der Antwortmöglichkeiten weitgehend vermieden werden, weshalb die Erstellung der Fragen selbst oftmals etwas zeitaufwändiger sein kann.

    Multiple Choice und Single Choice

    Diese Fragetypen sind häufig beide unter dem Begriff „Multiple Choice“ (MC) bekannt. Dabei handelt es sich um eine Frage mit mehreren Antwortmöglichkeiten, wovon genau eine richtig ist (Single Choice) oder mehrere richtig sind (Multiple Choice). Die LP kann dabei entscheiden, ob sie die Anzahl der richtigen Antworten angibt oder nicht.

    Eine Multiple-Choice-Frage besteht in der Regel aus den drei Elementen Stamm (Problembeschreibung), Fragestellung und vorformulierten Antwortoptionen. Grundsätzlich sollte die Kernaussage immer in der Problembeschreibung bzw. Fragestellung stehen. Die Problem- und Fragestellung sollte so formuliert sein, dass sie ohne vorgegebene Antwortalternativen beantwortbar ist. Auch der Hauptteil der Textmenge sollte auf die Frage entfallen, die Antwortmöglichkeiten sind am besten kurzgehalten. Die kürzest mögliche Form ist eine Richtig/Falsch- (bzw. Ja/Nein-)Frage, bei der sich alle Informationen im Fragetext befinden. Verbreiteter ist die Variante, aus zwei oder mehr (häufig drei bis fünf) Möglichkeiten die richtige/n Antwort/en zu finden.

    Ein häufig unterschätzter Faktor für eine gute MC-Frage sind die Distraktoren (falsche Antwortmöglichkeiten). Alle Antwortmöglichkeiten sollten ungefähr gleich lang und gleich aufgebaut sein. Ungewollte Lösungshinweise durch Formulierungsunterschiede (beispielsweise durch eine unausgewogene Verwendung von Fachbegriffen) sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Die Schwierigkeit der Frage kann durch die Antwortspreizung (Breite der Antwortmöglichkeiten) gut gesteuert werden. [2Die Frage „Wie heißt der Erfinder der Glühbirne?“ lässt sich mit den Antwortmöglichkeiten Thomas Edison, Wolfgang Amadeus Mozart oder Andy Warhol einfacher beantworten als mit Antworten wie Thomas Edison, Alexander Bell oder Alfred Nobel.

    Im Übrigen spielt die Formulierungsweise auch bei der Wahl der Lernzielebene, die die Frage abdecken soll, eine Rolle. Fragt man nach Definitionen, Begründungen oder Entscheidungen in einer bestimmten Situation, spricht man verschiedene Ebenen (erinnern, verstehen, anwenden) an. Zu beachten ist, dass Fragen auf höheren Lernzielebenen eine umfangreich formulierte Problemstellung erfordern. [3] Beispiele dafür finden Sie z.B. im Leitfaden Erstellen und Bewerten von Multiple-Choice-Aufgaben.

    Drop-Down-Fragen

    Bei Drop-Down-Fragen (auch Pull-Down-Fragen genannt) befinden sich die Antwortmöglichkeiten in einer Liste, die per Mausklick aufgeklappt werden kann, um die richtige Antwort auszuwählen. Drop-Down-Listen können in verschiedene Fragen eingebaut werden, werden aber besonders häufig für Lückentexte oder Zuordnungsfragen verwendet. So können zum Beispiel Definitionen von Fachbegriffen vorgegeben werden und die TN den richtigen Begriff aus der Drop-Down-Liste auswählen. Mit diesem Fragetyp kann die LP die TN zudem Kategorisierungen vornehmen (z.B. spezifische Szenarien dem richtigen Modell zuordnen), oder Beziehungen darstellen lassen (z.B. Ursache-Wirkung physikalischer Zusammenhänge).

    In der Drop-Down-Liste können die Antwortmöglichkeiten für einzelne Lücken aus einer richtigen Antwort und verschiedenen Distraktoren bestehen oder eine Liste aller Antworten beinhalten, die die TN der jeweils richtigen Stelle im Text zuordnen müssen. Um das Raten zu erschweren, können auch mehr Antwortmöglichkeiten als Lücken vorgegeben werden oder die Fragen so konstruiert werden, dass die gleiche Antwort für mehrere Lücken richtig ist. Es ist allerdings wichtig, die TN über den Modus zu informieren. Einige Tools ermöglichen es, die Items in der Drop-Down-Liste in unterschiedlicher Reihenfolge darzustellen, das erschwert ungewünschte Zusammenarbeit der Studierenden untereinander. Zum Unterschied von offenen Fragen können derartige geschlossene Fragen automatisiert ausgewertet werden.

    Drag-and-Drop-Fragen

    „Drag and Drop“ steht für Ziehen und Ablegen und wird dementsprechend für Zuordnungsfragen eingesetzt. Es können beispielsweise Begriffe aus einer Box an die richtigen Stellen in einem Lückentext oder einem Bild (z.B. für die Beschriftung eines Modells oder einer Abbildung) gezogen werden. Die Begriffe, die zugeordnet werden müssen, sind in der Regel alle richtig und müssen von den TN nur an die entsprechende Stelle gezogen werden, es gibt keine Distraktoren. Je nach Wunsch der LP und Möglichkeit des Tools können aber zum Beispiel zu viele Begriffe vorgegeben sein, sodass am Ende (bestenfalls) die falschen übrigbleiben.