Abschnittsübersicht

  • Die vorwiegenden Charakteristika von Blogs sind der Austausch zwischen Autor*in und Leserschaft und das Veröffentlichen von Beiträgen und das damit einhergehende Adressieren der Inhalte an die Öffentlichkeit. Blogs können demnach unter anderem als Medium für Meinungsaustausch, Organisieren einer Lehrveranstaltung sowie zur Dokumentation und Reflektion dienen.

    Blogs als Plattform für Wissenskonstruktion, Meinungsaustausch und Diskussion

    Ein Einsatzszenario von Blogs ist es, sie zum Meinungsaustausch und zur Diskussion zu Themen der Lehrveranstaltung zu nutzen. Je aktueller diese Themen sind, desto größer kann die Eigenmotivation der TN sein und desto mehr sprechen diese die allgemeine Öffentlichkeit an. Ziel dabei ist es, dass sich die TN ihr Spezialwissen zu einem Thema der Lehrveranstaltung selbstständig erarbeiten; dieses veröffentlichen die TN mithilfe von individuell gestalteten Meinungs- und Wissensbeiträgen.

    Vermitteln Sie im Vorfeld klare Erwartungen bzgl. der zu erarbeitenden Inhalte und formalen Vorgaben an die TN (z.B. Wortanzahl, Zitierregeln, Umgang mit Bildern) und besprechen Sie mit den TN Good-Practice-Beispiele. Nach einer Einführung in die Grundzüge des Bloggens (z.B. Was ist ein Blog? Was sind Charakteristika eines Blogs? Was sind z.B. Meinungsbeiträge?) durch die LP sind die TN angehalten, einen Blogbeitrag zu einem Thema der Lehrveranstaltung zu verfassen. Vor dem Verfassen des Beitrages ist es nötig, dass sich die TN selbstständig solides Wissen auf Basis wissenschaftlicher Lektüre zum jeweiligen Thema aneignen. Beim Erarbeiten des Blogbeitrages erfüllen die TN eine Doppelrolle als Autor*in und Redakteur*in und lernen, gegenseitig wertvolles Peerfeedback zu geben. Um den Redaktions-Charakter beizubehalten ist die Umsetzung mit einer geringen TN-Anzahl zu empfehlen.

    Haben die TN die Möglichkeit, selbst Themen vorzuschlagen oder zumindest aus mehreren Themen zu wählen, kann sich das positiv auf das Interesse und die Motivation der TN auswirken. Im Vorfeld der Veröffentlichung könnte es beispielsweise erforderlich sein, dass die TN den Blog-Beitrag und ihr erarbeitetes Wissen in einer „Redaktionssitzung“ vor den anderen TN verteidigen. Die anderen TN wie auch die LP können in diesem Setting als Redaktionsmitglieder agieren und bringen konstruktiv neue Ideen, textliche Verbesserungsvorschläge oder zusätzliche Argumente ein. Auf Basis der Diskussionen überarbeitet der*die Autor*in ihren Blogbeitrag; diese Überarbeitung kann über ein Learning-Management-System (LMS) oder ein Online-Kollaborationstool wie Office 365 erneut in eine Feedbackschleife gehen, in der im Rotationsprinzip ausgewählte TN ein zweites Mal Verbesserungsvorschläge einbringen bzw. den Beitrag für die Veröffentlichung freigeben. Schlussendlich wird der Beitrag entweder von der LP oder direkt von den TN über den gemeinsam betriebenen Blog für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

    Nach Veröffentlichung der Meinungsbeiträge sind alle TN angehalten auf Basis ihrer eigenen Sichtweisen über den Inhalt von zumindest zwei Beiträgen in Form von Kommentaren zu diskutieren. Dazu verwenden die TN die Kommentarfunktion unter dem jeweiligen Beitrag.

    Blogs als Organisationsmedium für Lehrveranstaltungen

    Ein Blog kann weiters als Alternative oder Ergänzung von LMS als Organisations- und Inhaltsmedium dienen. Ähnlich wie auf einem LMS können auf einem Blog die erarbeiteten bzw. zu erarbeitenden Inhalte einer Lehrveranstaltung geteilt und somit entweder nur der Kursgruppe oder der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Beispielsweise können Dokumente, Links, oder Literaturlisten gesammelt und innerhalb wie außerhalb der Lehrveranstaltungsgruppe geteilt werden.

    Für die TN kann es allerdings als mühsam empfunden werden, wenn für die Organisation der Lehrveranstaltung neben dem üblicherweise genutzten LMS ein weiteres Medium benutzt werden muss. Deshalb ist es wichtig, den Vorteil herauszustreichen, beispielsweise dass die auf dem Blog erarbeitenden Inhalte und Unterlagen auch Jahre nach Ende der Lehrveranstaltung öffentlich zugänglich sind oder dass die Inhalte ggf. von weiteren Gruppen ergänzt und bearbeitet werden können. Das ist insbesondere sinnvoll, wenn Blogbeiträge als freie Bildungsressourcen (OER) erstellt werden und so die (Nach-)Nutzung durch andere ermöglicht und klar geregelt wird.

    Blogs als alternative Formen für Dokumentationen und Reflexionen

    Neben dem Organisieren und Veröffentlichen von lehrveranstaltungsrelevanten Inhalten können Blogs zur Dokumentation und Reflexion individueller Lernfortschritte herangezogen werden. Blogs können etwa für die Erstellung von E-Portfolios genutzt werden, in denen Inhalte und Beiträge individuell oder gemeinsam erarbeitet werden. Auf diese Weise können die TN beispielsweise in Projekt- oder Lerntagebüchern ihren Fortschritt kollaborativ, mithilfe von Kommentaren anderer TN, reflektieren und überarbeiten (für vertiefende didaktische Überlegungen zum Einsatz von E-Portfolios siehe gleichnamigen Use Case).[3]

    Weiters können die TN mithilfe von Blogs ihre persönlichen Reflexionen über (Praxis-)Erfahrungen mit anderen TN teilen. Das bietet sich vor allem bei Reflexionen über laufende und abgeschlossene Praktika oder Projekte an, von denen alle TN profitieren können. Beim Einsatz von Blogs zur Reflexion von persönlichen Erfahrungen (vor allem wenn diese bei externen Organisationen oder Institutionen gemacht wurden) sollte die LP erwägen, den Blog passwortgeschützt anzulegen. Auf diese Weise können die TN ihre persönlichen Reflexionen teilen, ohne Gefahr einer Rückverfolgung zu laufen, und können trotzdem weiterhin die Vorteile von Blogs gegenüber klassischen Forumsdiskussionen (z.B. Koppelung von formellem und informellem Austausch) nutzen.

    Microblogs als (in)formeller Austausch in Forschung und Lehre

    Microblogs zeichnen sich im Vergleich zu Blogs vor allem durch das Veröffentlichen von kurzen Nachrichten aus. Im Ausmaß von wenigen hundert Zeichen muss demnach der*die Autor*in den Inhalt einer Nachricht vermitteln können. Führend im Microblogging ist neben Tumblr oder Yammer allen voran Social-Media-Gigant Twitter. Von Twitter stammen die für das Microblogging (und mittlerweile in anderen Kreisen) bekannten Jargons wie Tweets, Hashtags oder Follower.

    Microblogs ermöglichen sowohl einen Austausch in informellen Netzwerken als auch das Etablieren persönlicher Lernnetzwerke. Lehrende können demnach in der Forschung von der niederschwelligen und meist kostenlosen Möglichkeit von Microblogs profitieren, indem diese ihnen einen (in)formellen Austausch mit Expert*innen außerhalb der eigenen Bildungsinstitution ermöglichen. 

    In der Lehre kann der Einsatz von Microblogs den Dialog der TN zum Inhalt der Lehrveranstaltung fördern. Durch das Verfassen eigener Meinungsbeiträge zu den besprochenen Themen und das Kommentieren der Beiträge von anderen TN können TN untereinander in einen konstruktiven und kollaborativen Austausch kommen. Microblogging fördert neben dem Schärfen des kritischen Blickes auf die Themen der Lehrveranstaltung deshalb die Kommunikation unter den TN.[4]

    Ilona Buchem u.a. nennen weitere didaktische Einsatzüberlegungen von Blogs, welche im Folgenden aufgelistet werden[5]:

    • inhaltliche Vor- und Nachbereitung von Seminaren,
    • diskursorientierter Sprachunterricht,
    • Ideensammlung und Brainstorming,
    • Erstellung von Aufgaben und Arbeitsaufträgen,
    • Gestaltung und Unterstützung von Mentoring-Prozessen.