Die einzelnen Bereiche der E-Moderation überspannen die gesamte
Lehrveranstaltung. In jeder Phase, von der Begrüßung bis zur Abschlussprüfung,
gibt es bestimmte Erfordernisse, die die E-Moderation erfüllt.
Zu Beginn einer Online-Lehrveranstaltung ist es wichtig,
dass alle TN gut „ankommen“ und sich in der Online-Lernumgebung zurechtfinden.
Dafür stellen Sie als E-Moderator*in eine Einführung in die Lernplattform
(sowie ggf. das verwendete Videokonferenztool) und Information über den
Lehrveranstaltungsablauf zur Verfügung. Da die soziale Komponente in
Online-Lehrveranstaltungen leicht in den Hintergrund gerät, ist die
Online-Sozialisation wichtig. Ein Willkommensgruß der LP sowie eine
Vorstellrunde als digitaler „Ice-Breaker“ sind daher empfehlenswert.
Beim Start in die Online-Lehre ist es wichtig,
organisatorische Rahmenbedingungen zu klären. Die TN sollten darüber informiert
werden, wie der Kurs strukturiert ist, welche Kommunikationsformen es gibt und
wann Sie als LP erreichbar sind. Bei Bedarf müssen technische Hilfestellungen
geleistet werden. Gerade vor der Verwendung einer neuen Aktivität (zum Beispiel
einem Chat oder einem neuen Videokonferenztool) ist es hilfreich, die TN über
die Funktionen der jeweiligen Aktivität zu informieren. Lernziele, Zeitpläne
und wichtige Fristen sollten Sie zu Beginn ebenfalls bekannt geben.
In
Online-Lehrveranstaltungen, wo sich LP und TN nicht (durchgehend) persönlich
sehen, steigert eine virtuelle Vorstellungsrunde das Gruppengefühl. Dafür kann
beispielsweise ein Forum angelegt werden, wo sich alle TN anhand von zwei bis
drei Leitfragen vorstellen. Am besten geben Sie die Zusatzaufgabe, auf eine
Handvoll Vorstellungen von anderen zu antworten. Soll die Vorstellungsrunde
etwas lockerer ablaufen, kann auf Methoden wie „Two Truths, One Lie“
zurückgegriffen werden, wobei die TN drei Geschichten über sich teilen und
anschließend geraten werden soll, welche davon falsch ist. Eine
Vorstellungsrunde mit drei Hashtags (#) zur Beschreibung der Person anhand von
Schlagworten kann ebenfalls auflockernd sein und gleichzeitig das
Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe stärken. Nähere Informationen gibt es im UC
„Vorstellungsrunde“.
Erst nachdem die TN online sozialisiert sind und alle
organisatorischen Fragen geklärt wurden, sollten Sie zum inhaltlichen Input und
zur gemeinsamen Wissenskonstruktion übergehen. Hier ist es die Aufgabe der
E-Moderation, die Lernplattform in Themenbereiche einzuteilen und sie
übersichtlich zu gestalten. Das Kursmaterial sollte aktuell gehalten und an die
Online-Situation angepasst werden. Als E-Moderator*in zählt außerdem zu Ihren
Aufgaben, den TN Arbeit im eigenen Tempo zu ermöglichen und verschiedene
didaktische Methoden einzusetzen.
Zusätzlich ist es
wichtig, als LP auf der Lernplattform Präsenz zu zeigen. Die zeitnahe Antwort
auf Fragen und Unklarheiten gehört hier ebenso dazu wie die regelmäßige
Kommunikation mit den TN, beispielsweise indem Sie das Thema für die aktuelle
Einheit im Forum ankündigen und kurz erläutern.
Die Förderung der und Motivation zur aktiven Mitarbeit der TN
ist eine der wichtigsten Aufgaben der E-Moderation. TN haben unter Umständen
nur wenig Erfahrung damit, wie Lernen in Online-Settings gelingen kann, weshalb
sie klare Regeln und Tipps zur Zusammenarbeit brauchen (z.B. Klärung von
Verantwortlichkeiten, Kommunikationsformen, Erreichbarkeiten). Beispiele für grundlegende
Regeln
in der Internet-Kommunikation finden Sie z.B. im wb-web (Webportal des
deutschen Instituts für Erwachsenenbildung).
Um die TN zur Mitarbeit zu bewegen, benötigen sie
entsprechende Möglichkeiten. Daher ist es ratsam, verschiedene
Kommunikationsformen zur Verfügung zu stellen und diese zu moderieren. Auf
einer Lernplattform eignen sich dafür schriftliche Kanäle wie ein Forum (für
asynchrone Kommunikation) und ein Chat (für synchrone Kommunikation).
Moderation bedeutet bei diesen Formen der Kommunikation,
dass Sie auf Fragen und Beiträge antworten und versuchen, möglichst alle TN zur
Teilnahme zu bewegen (inaktive TN ggf. durch direktes Ansprechen). In
asynchronen Kommunikationssituationen, wie z.B. in Foren, sollten die TN genug
Zeit für ihre Antworten bekommen und Fristen wie auch Umfang der erwarteten
Beiträge klar vorab kommuniziert werden. In synchronen Situationen wie Chats
und Videokonferenzen ist es empfehlenswert, die TN vorzuwarnen, wenn Sie sie ansprechen
möchten, um die TN nicht zu verunsichern oder den Gesprächsfluss nicht durch
betretenes Schweigen zu stören. Diese Methode wird „Warm Calling“ [6] genannt und funktioniert
beispielsweise so: „Zu dieser Aufgabe werde ich Lisa gleich fragen, aber vorher
erkläre ich noch XY“. Gerade in synchronen Gesprächen ist das persönliche
Ansprechen besonders wichtig, da auf eine Frage wie „Wer möchte etwas dazu
sagen?“ entweder niemand oder mehrere Personen auf einmal antworten, was zu
Chaos führen kann. (Für weitere Kommunikationskanäle und Methoden lesen Sie
bitte den UC „Synchrone Online-Kommunikation“.)
Möchten Sie eine bidirektionale Videokonferenz führen, wo
die LP und die TN miteinander sprechen, erfordert das hohe
Moderationskompetenz. Besonders bei einer Seminargruppe von 24 und mehr
Personen ist es schwierig, die Diskussion am Laufen zu halten und gleichzeitig
alle einzubinden.
Zuerst sind einige Vorbereitungsschritte notwendig: Senden
Sie die Einladung mit dem Link zur Konferenz rechtzeitig aus, am besten in
Kombination mit einer Anleitung für das Videokonferenztool. Kommen Sie früher
in den virtuellen Konferenzraum und testen Sie Ihr Audio und Video vorab. Für
bestmögliche Sichtbarkeit sollte Gegenlicht (Fenster oder Lampe hinter Ihnen)
genauso vermieden werden wie sehr helle oder sehr dunkle Kleidung, da die
Webcam sich daran anpasst und Ihr Gesicht dann zu hell bzw. zu dunkel
erscheint. Halten Sie die TN während der Konferenz an, ihr Mikrofon stumm zu
schalten, wenn sie nicht sprechen, um Hintergrundgeräusche und Echos
weitestgehend zu minimieren.
Um zu verhindern, dass die TN gedanklich abschalten, können
Sie sie regelmäßig durch Fragen zurückholen. Dazu können Sie das zuvor genannte
„Warm Calling“ anwenden, um den TN kurze Bedenkzeit zu ermöglichen. Alternativ
dazu können Sie die in Videokonferenzsystemen integrierten Umfragetools für
anonyme Umfragen mit Antwortmöglichkeiten oder Ja-/Nein-Fragen verwenden, um
Ihre TN zu aktivieren.
Wiederholen Sie
Inhalte in der Videokonferenz häufiger als im Präsenzunterricht und fassen Sie
Gesagtes zusammen, damit alle TN besser folgen können (Bedenken Sie dabei, dass
bei Videokonferenzen immer wieder technisch bedingte kurze Audioausfälle
auftreten können). Beenden Sie die Videokonferenz mit klaren Anweisungen für
folgende Arbeitsaufträge und der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Eine
detaillierte Anleitung für die grundsätzliche Abwicklung einer Videokonferenz
finden Sie in einem eigenen
Use Case.
In Online-Lehrveranstaltungen ist es besonders wichtig, die
Zusammenarbeit unter den TN zu fördern. Als E-Moderator*in sind Sie auch dafür
zuständig, die Gruppenbildung zu unterstützen. Dafür eignen sich beispielsweise
zusätzlich eingerichtete Foren wie ein Frage-Forum für Fragen zur
Lehrveranstaltung und den Inhalten sowie ein Sozialraum-Forum als virtuelle
Studierenden-Lounge oder Cafeteria, in dem sich TN austauschen und informell
vernetzen können.
Online ist es zudem notwendig,
die TN bei der Organisation von Gruppenarbeiten stärker zu unterstützen. Das
bedeutet beispielsweise, TN nicht mit dem Auftrag „Bilden Sie Dreiergruppen“
alleine zu lassen, sondern ihnen dafür Räume zur Verfügung zu stellen.
Arbeitsgruppen können z.B. über die Moodle-Aktivität „Abstimmung“ gebildet
werden, wo die TN per Klick eine Gruppe auswählen können. Zur Lösung einer
Aufgabe weichen TN häufig auf andere (private) Kommunikationskanäle aus, die Lernplattform
sollte allerdings eine Stelle anbieten, wohin die Gruppen zurückkommen können,
um ihre Arbeit mit anderen zu teilen. Dazu bieten sich Foren oder ein
Studierendenordner zur Abgabe von Dateien an, damit die TN ihre Arbeiten
gegenseitig ansehen und ggf. mit Feedback versehen können.
In der Online-Lehre ist die klare Formulierung von
Arbeitsaufträgen besonders wichtig, da Rückfragen nicht oder nur begrenzt
möglich sind. Um nicht völlig unterschiedliche Ergebnisse von den TN zu
bekommen, ist eine verständliche Wortwahl unumgänglich. Außerdem ist eine
detailliertere Formulierung der Aufgaben notwendig. Wird zum Beispiel
Fachliteratur gelesen, können den TN Leitfragen zu einzelnen Abschnitten zur
Verfügung gestellt werden, damit sie die von Ihnen intendierten Inhalte aus dem
Text mitnehmen. Große und komplexe Aufgaben können ggf. in Etappen aufgeteilt
und – je nach Ressourcen der LP – auch mit Zwischenfeedback versehen werden.
Neben dem
inhaltlichen Arbeitsauftrag ist Klarheit über Abgabemodus und -termin nötig. Es
ist wichtig, hier nicht nur die Aktivität auf der Lernplattform einzurichten,
sondern die Arbeitsaufträge samt Abgabefristen an die TN auszusenden (Moodle
unterstützt beispielsweise keine automatischen Benachrichtigungen über neu
angelegte Aktivitäten). Weitere Informationen dazu finden Sie im UC
„Arbeitsaufträge formulieren“.