Kursthemen

  • E-Moderation:

    Studierende in der Online-Lehre begleiten und unterstützen

    CC BY 4.0 Steirische Hochschulkonferenz
    Aktuelle Version: 24.08.2020

    Kurzbeschreibung

    Was für Lehrpersonen (LP) offline selbstverständlich ist, will online gelernt sein: die Moderation. Inhaltliche Erklärungen, Unterstützung bei Arbeitsaufgaben oder Aufsicht von Gruppenarbeiten (inkl. Aktivierung der weniger aktiven Teilnehmer*innen) werden in Präsenzlehrveranstaltungen ganz selbstverständlich von LP durchgeführt. Im Gegensatz dazu werden die Teilnehmer*innen (TN) online häufig sich selbst überlassen (Stichwort: autonomes Lernen), was sich jedoch schnell negativ auf die Motivation, Partizipation und letztlich auch Qualität der Abgaben auswirken kann. Um dem entgegenzuwirken, kommt E-Moderation ins Spiel. 

    Allgemeine Eckdaten

    Die Bildbeschreibung zu den allgemeinen Eckdaten dieses Use Cases finden Sie in der PDF- und WORD-Version.

  • Einsatzmöglichkeiten / Methoden

    Die einzelnen Bereiche der E-Moderation überspannen die gesamte Lehrveranstaltung. In jeder Phase, von der Begrüßung bis zur Abschlussprüfung, gibt es bestimmte Erfordernisse, die die E-Moderation erfüllt.

    Einstieg und Willkommen

    Zu Beginn einer Online-Lehrveranstaltung ist es wichtig, dass alle TN gut „ankommen“ und sich in der Online-Lernumgebung zurechtfinden. Dafür stellen Sie als E-Moderator*in eine Einführung in die Lernplattform (sowie ggf. das verwendete Videokonferenztool) und Information über den Lehrveranstaltungsablauf zur Verfügung. Da die soziale Komponente in Online-Lehrveranstaltungen leicht in den Hintergrund gerät, ist die Online-Sozialisation wichtig. Ein Willkommensgruß der LP sowie eine Vorstellrunde als digitaler „Ice-Breaker“ sind daher empfehlenswert.

    Einführung in die Lernplattform und den Kurs

    Beim Start in die Online-Lehre ist es wichtig, organisatorische Rahmenbedingungen zu klären. Die TN sollten darüber informiert werden, wie der Kurs strukturiert ist, welche Kommunikationsformen es gibt und wann Sie als LP erreichbar sind. Bei Bedarf müssen technische Hilfestellungen geleistet werden. Gerade vor der Verwendung einer neuen Aktivität (zum Beispiel einem Chat oder einem neuen Videokonferenztool) ist es hilfreich, die TN über die Funktionen der jeweiligen Aktivität zu informieren. Lernziele, Zeitpläne und wichtige Fristen sollten Sie zu Beginn ebenfalls bekannt geben.

    Vorstellungsrunde

    In Online-Lehrveranstaltungen, wo sich LP und TN nicht (durchgehend) persönlich sehen, steigert eine virtuelle Vorstellungsrunde das Gruppengefühl. Dafür kann beispielsweise ein Forum angelegt werden, wo sich alle TN anhand von zwei bis drei Leitfragen vorstellen. Am besten geben Sie die Zusatzaufgabe, auf eine Handvoll Vorstellungen von anderen zu antworten. Soll die Vorstellungsrunde etwas lockerer ablaufen, kann auf Methoden wie „Two Truths, One Lie“ zurückgegriffen werden, wobei die TN drei Geschichten über sich teilen und anschließend geraten werden soll, welche davon falsch ist. Eine Vorstellungsrunde mit drei Hashtags (#) zur Beschreibung der Person anhand von Schlagworten kann ebenfalls auflockernd sein und gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe stärken. Nähere Informationen gibt es im UC „Vorstellungsrunde“.

    Inhaltlicher Input

    Erst nachdem die TN online sozialisiert sind und alle organisatorischen Fragen geklärt wurden, sollten Sie zum inhaltlichen Input und zur gemeinsamen Wissenskonstruktion übergehen. Hier ist es die Aufgabe der E-Moderation, die Lernplattform in Themenbereiche einzuteilen und sie übersichtlich zu gestalten. Das Kursmaterial sollte aktuell gehalten und an die Online-Situation angepasst werden. Als E-Moderator*in zählt außerdem zu Ihren Aufgaben, den TN Arbeit im eigenen Tempo zu ermöglichen und verschiedene didaktische Methoden einzusetzen.

    Zusätzlich ist es wichtig, als LP auf der Lernplattform Präsenz zu zeigen. Die zeitnahe Antwort auf Fragen und Unklarheiten gehört hier ebenso dazu wie die regelmäßige Kommunikation mit den TN, beispielsweise indem Sie das Thema für die aktuelle Einheit im Forum ankündigen und kurz erläutern.

    Aktive Mitarbeit der TN

    Die Förderung der und Motivation zur aktiven Mitarbeit der TN ist eine der wichtigsten Aufgaben der E-Moderation. TN haben unter Umständen nur wenig Erfahrung damit, wie Lernen in Online-Settings gelingen kann, weshalb sie klare Regeln und Tipps zur Zusammenarbeit brauchen (z.B. Klärung von Verantwortlichkeiten, Kommunikationsformen, Erreichbarkeiten). Beispiele für grundlegende Regeln in der Internet-Kommunikation finden Sie z.B. im wb-web (Webportal des deutschen Instituts für Erwachsenenbildung).

    Um die TN zur Mitarbeit zu bewegen, benötigen sie entsprechende Möglichkeiten. Daher ist es ratsam, verschiedene Kommunikationsformen zur Verfügung zu stellen und diese zu moderieren. Auf einer Lernplattform eignen sich dafür schriftliche Kanäle wie ein Forum (für asynchrone Kommunikation) und ein Chat (für synchrone Kommunikation).

    Moderation bedeutet bei diesen Formen der Kommunikation, dass Sie auf Fragen und Beiträge antworten und versuchen, möglichst alle TN zur Teilnahme zu bewegen (inaktive TN ggf. durch direktes Ansprechen). In asynchronen Kommunikationssituationen, wie z.B. in Foren, sollten die TN genug Zeit für ihre Antworten bekommen und Fristen wie auch Umfang der erwarteten Beiträge klar vorab kommuniziert werden. In synchronen Situationen wie Chats und Videokonferenzen ist es empfehlenswert, die TN vorzuwarnen, wenn Sie sie ansprechen möchten, um die TN nicht zu verunsichern oder den Gesprächsfluss nicht durch betretenes Schweigen zu stören. Diese Methode wird „Warm Calling“ [6] genannt und funktioniert beispielsweise so: „Zu dieser Aufgabe werde ich Lisa gleich fragen, aber vorher erkläre ich noch XY“. Gerade in synchronen Gesprächen ist das persönliche Ansprechen besonders wichtig, da auf eine Frage wie „Wer möchte etwas dazu sagen?“ entweder niemand oder mehrere Personen auf einmal antworten, was zu Chaos führen kann. (Für weitere Kommunikationskanäle und Methoden lesen Sie bitte den UC „Synchrone Online-Kommunikation“.)

    E-Moderation in einer Videokonferenz

    Möchten Sie eine bidirektionale Videokonferenz führen, wo die LP und die TN miteinander sprechen, erfordert das hohe Moderationskompetenz. Besonders bei einer Seminargruppe von 24 und mehr Personen ist es schwierig, die Diskussion am Laufen zu halten und gleichzeitig alle einzubinden.

    Zuerst sind einige Vorbereitungsschritte notwendig: Senden Sie die Einladung mit dem Link zur Konferenz rechtzeitig aus, am besten in Kombination mit einer Anleitung für das Videokonferenztool. Kommen Sie früher in den virtuellen Konferenzraum und testen Sie Ihr Audio und Video vorab. Für bestmögliche Sichtbarkeit sollte Gegenlicht (Fenster oder Lampe hinter Ihnen) genauso vermieden werden wie sehr helle oder sehr dunkle Kleidung, da die Webcam sich daran anpasst und Ihr Gesicht dann zu hell bzw. zu dunkel erscheint. Halten Sie die TN während der Konferenz an, ihr Mikrofon stumm zu schalten, wenn sie nicht sprechen, um Hintergrundgeräusche und Echos weitestgehend zu minimieren.

    Um zu verhindern, dass die TN gedanklich abschalten, können Sie sie regelmäßig durch Fragen zurückholen. Dazu können Sie das zuvor genannte „Warm Calling“ anwenden, um den TN kurze Bedenkzeit zu ermöglichen. Alternativ dazu können Sie die in Videokonferenzsystemen integrierten Umfragetools für anonyme Umfragen mit Antwortmöglichkeiten oder Ja-/Nein-Fragen verwenden, um Ihre TN zu aktivieren.

    Wiederholen Sie Inhalte in der Videokonferenz häufiger als im Präsenzunterricht und fassen Sie Gesagtes zusammen, damit alle TN besser folgen können (Bedenken Sie dabei, dass bei Videokonferenzen immer wieder technisch bedingte kurze Audioausfälle auftreten können). Beenden Sie die Videokonferenz mit klaren Anweisungen für folgende Arbeitsaufträge und der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Eine detaillierte Anleitung für die grundsätzliche Abwicklung einer Videokonferenz finden Sie in einem eigenen Use Case.

    Gruppenarbeiten und Zusammenarbeit der TN

    In Online-Lehrveranstaltungen ist es besonders wichtig, die Zusammenarbeit unter den TN zu fördern. Als E-Moderator*in sind Sie auch dafür zuständig, die Gruppenbildung zu unterstützen. Dafür eignen sich beispielsweise zusätzlich eingerichtete Foren wie ein Frage-Forum für Fragen zur Lehrveranstaltung und den Inhalten sowie ein Sozialraum-Forum als virtuelle Studierenden-Lounge oder Cafeteria, in dem sich TN austauschen und informell vernetzen können.

    Online ist es zudem notwendig, die TN bei der Organisation von Gruppenarbeiten stärker zu unterstützen. Das bedeutet beispielsweise, TN nicht mit dem Auftrag „Bilden Sie Dreiergruppen“ alleine zu lassen, sondern ihnen dafür Räume zur Verfügung zu stellen. Arbeitsgruppen können z.B. über die Moodle-Aktivität „Abstimmung“ gebildet werden, wo die TN per Klick eine Gruppe auswählen können. Zur Lösung einer Aufgabe weichen TN häufig auf andere (private) Kommunikationskanäle aus, die Lernplattform sollte allerdings eine Stelle anbieten, wohin die Gruppen zurückkommen können, um ihre Arbeit mit anderen zu teilen. Dazu bieten sich Foren oder ein Studierendenordner zur Abgabe von Dateien an, damit die TN ihre Arbeiten gegenseitig ansehen und ggf. mit Feedback versehen können.

    Arbeitsaufträge und (Teil-)Leistungen

    In der Online-Lehre ist die klare Formulierung von Arbeitsaufträgen besonders wichtig, da Rückfragen nicht oder nur begrenzt möglich sind. Um nicht völlig unterschiedliche Ergebnisse von den TN zu bekommen, ist eine verständliche Wortwahl unumgänglich. Außerdem ist eine detailliertere Formulierung der Aufgaben notwendig. Wird zum Beispiel Fachliteratur gelesen, können den TN Leitfragen zu einzelnen Abschnitten zur Verfügung gestellt werden, damit sie die von Ihnen intendierten Inhalte aus dem Text mitnehmen. Große und komplexe Aufgaben können ggf. in Etappen aufgeteilt und – je nach Ressourcen der LP – auch mit Zwischenfeedback versehen werden.

    Neben dem inhaltlichen Arbeitsauftrag ist Klarheit über Abgabemodus und -termin nötig. Es ist wichtig, hier nicht nur die Aktivität auf der Lernplattform einzurichten, sondern die Arbeitsaufträge samt Abgabefristen an die TN auszusenden (Moodle unterstützt beispielsweise keine automatischen Benachrichtigungen über neu angelegte Aktivitäten). Weitere Informationen dazu finden Sie im UC „Arbeitsaufträge formulieren“.