Abschnittsübersicht

  • Das Beer Game zur Veranschaulichung von Supply-Chain-Dynamiken:

    In einer Lehrveranstaltung zum Thema Supply Chain Management möchte die Lehrperson den Studierenden den Bullwhip-Effekt nicht nur theoretisch erklären, sondern praktisch erlebbar machen. Dafür richtet sie vorab über die Plattform beergame.transentis.com/de eine digitale Spielrunde ein. Der organisatorische Aufwand bleibt überschaubar, da keine zusätzliche Softwareinstallation nötig ist und das Spiel vollständig browserbasiert läuft. Zu Beginn der Einheit teilt die Lehrperson den Teilnehmenden den Zugangslink mit und weist sie in die Rollen der Lieferkette ein: Einzelhandel, Großhandel, Distributor und Brauerei. Jede Rolle wird von einer Kleingruppe übernommen, die eigenständig Entscheidungen trifft und Bestellungen im System eingibt.

    Das Spiel verläuft über rund 20 Runden, was einem simulierten Zeitraum von etwa einem Jahr mit wöchentlichen Entscheidungszyklen entspricht. Jede Runde simuliert eine Woche, in der Lieferungen eintreffen, Bestände verbucht werden und neue Bestellungen ausgelöst werden müssen. Die Studierenden sehen dabei nur die eigene Situation – aktuelle Nachfrage, Lagerbestand und Rückstände – und haben keine direkte Einsicht in die Entscheidungen der anderen Gruppen. Auf diese Weise wird das typische Informationsdefizit realer Lieferketten nachgebildet. Die Plattform verarbeitet alle Eingaben automatisch und aktualisiert die Bestände und Lieferungen in Echtzeit. Dadurch kann die Lehrperson den Ablauf klar strukturieren und sich auf die Beobachtung des Entscheidungsverhaltens konzentrieren.

    Nach Abschluss des Spiels präsentiert die Plattform übersichtliche Visualisierungen, die Bestände, Bestellungen und Lieferrückstände aller Rollen zeigen. Hier wird deutlich, wie aus einer geringen Nachfrageschwankung am Anfang der Lieferkette große Ausschläge in den Bestellmengen stromaufwärts entstehen. Die Lehrperson nutzt diese Daten als Grundlage für eine ausführliche Reflexion. Gemeinsam mit den Studierenden werden Ursachen wie Lieferverzögerungen, fehlende Transparenz, Sicherheitsbestände und überhastete Reaktionen diskutiert. Dabei werden zentrale Konzepte des Supply Chain Managements wie der Bullwhip-Effekt, Koordinationsmechanismen oder Informationsaustausch theoretisch eingebettet.

    Der Gesamtzeitaufwand für die Vorbereitung liegt unter einer Stunde, da die Plattform sowohl die Spielabwicklung als auch die Ergebnisvisualisierung übernimmt. Die Durchführung umfasst etwa drei Stunden, wobei rund zwei Stunden für die eigentliche Simulation und eine Stunde für die anschließende Reflexion vorgesehen sind. Die Studierenden berichten, dass sie durch die Simulation die theoretischen Konzepte wesentlich besser nachvollziehen konnten, da sie die Konsequenzen ihrer Entscheidungen unmittelbar erlebt haben. Zudem fördert das Spiel Teamarbeit, Kommunikation und Problemlösekompetenzen, da die Gruppen regelmäßig diskutieren müssen, welche Bestellstrategie am sinnvollsten ist.

    Die Lehrperson hebt in der Nachbereitung hervor, dass der eigentliche Mehrwert des Beer Games in der Reflexion liegt: Erst dort werden die beobachteten Muster systematisch ausgewertet, mit Theorien verknüpft und in den praktischen Kontext übertragen. So trägt das Beer Game nicht nur zum Erwerb von Fachwissen im Bereich Supply Chain Management bei, sondern stärkt gleichzeitig überfachliche Kompetenzen, die für komplexe Entscheidungssituationen von zentraler Bedeutung sind.